Zusammenschluß von Stadt Radeburg, Promnitztal und Großdittmannsdorf zur Stadt Radeburg

Was haben wir von der Eingemeindung?

zwei Beiträge zu einem kontrovers diskutierten Thema

"Was haben wir von der Eingemeindung?"

Eine Frage, die Bürger im Promnitztal und in Großdittmannsdorf natürlich stellen dürfen nach fast zwei Jahren Einheitsgemeinde. „Wir sind schon immer das fünfte Rad am Wagen gewesen,“ klagen Volkersdorfer. Bärnsdorfer stellen ähnliche Fragen.
Hier nur mal einige Stichpunkte ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Kindertagesstätte Kurort Volkersdorf: Promnitztal wäre alleine finanziell nicht in der Lage gewesen, das denkmalsgeschützte und schwer verkäufliche Objekt in den jetzigen Zustand zu versetzen - und es ist sowohl äußerlich ein Schmuckstück geworden als auch „inhaltlich“ mit der Aufnahme der Kindertagesstätte klug gelöst;
- Sportlerheim Berbisdorf: auch hier wäre ohne die Mittel der Stadt aus eigenen Kräften heute noch keine Lösung greifbar
- Feuerwehren: neuer Schulungsraum und neues Löschfahrzeug für Berbisdorf; neue Spritze für die Feuerwehr Volkersdorf (10 000 DM unplanmäßig aus dem laufenden Haushalt).
- Schloßpark Berbisdorf: wenn die ABM auch etwas radikal zu Werke gegangen ist, so bleibt doch zu konstatieren, daß mit dem Erwerb des Parkes endlich Bewegung in die Anlage gekommen ist. Auch die inzwischen so unansehnliche Steinmauer wird wieder aufgesetzt.
- Jugendklub Bärnsdorf - mit finanzieller Hilfe der Stadt wurden endlich geeignete Räumlichkeiten geschaffen.
- Sportplatz Großdittmannsdorf - die Großdittmannsdorfer Fußballer zeigen Klasse und bezwangen in der vergangenen Saison wiederholt den Ortsrivalen TSV 1862. Für diese Sportler ist der Bau eines neuen Sportplatzes geplant. Auch hier wäre ohne die Mittel von Radeburg auf absehbare Zeit keine befriedigende Lösung denkbar gewesen.
Wie gesagt, kein Anspruch auf Vollständigkeit. Im „Gegenzug“ hat man von Alt-Radeburgern bisher keine Beschwerden darüber gehört, daß das Geld dem eigenen Ort entzogen würde. Nicht einmal im Luftraum über den Stammtischen. Es gibt ja auch kaum einen Grund - siehe Sportplatz oder Sporthalle Radeburg. Insgesamt dürfte man wohl nicht falsch liegen, wenn trotz immer schlechterer Rahmenbedingungen die Entwicklung der Ortsteile wohltuend ausgewogen erfolgt. Der Bärwalder Stadtrat Christian Damme (CDU) wird deshalb auch nimmer müde, den anderen „seinen“ Ortsteil unter die Nase zu reiben. 10 Jahre als Radeburger Ortsteil seit der Wende haben aus dem Dorf ein Kleinod werden lassen.

KR

Angeschoben wurde das Meiste schon in Promnitztal

Klaus Kroemke im Gespräch mit Christfried Herklotz

Kroemke: Sie monieren als ehemaliger Bürgermeister von Promnitztal, daß Darstellungen in meinem Beitrag "Was haben wir von der Eingemeindung?" (Ausgabe 18/00) nicht den Tatsachen entsprechen. Da ich mir das ganze aber nicht ausgedacht, sondern Aussagen verschiedener Mitbürger zusammengetragen habe, also möglicherweise Gerüchte kursieren, sollten wir was nicht richtig ist, korrigieren.

Herklotz: Das geht schon los bei der Kindertagesstätte Volkersdorf. Die komplette Sanierung der Außenhaut wurde schon zu Zeiten der Gemeinde Volkersdorf durchgeführt. Der Innenausbau wurde durch die Gemeinde Promnitztal angeschoben. Ebenso die Verlegung der Kindertagesstätte in dieses Gebäude.
Zur Investitionssumme von 395 877 DM wurden nach der Vereinigung für die Außenanlage von Radeburg 115 881 DM beigesteuert, das ist nicht einmal ein Drittel.
Außerdem sollte das Objekt auch niemals verkauft werden. Deshalb haben die Volkersdorfer ja so um ein Nutzungskonzept gekämpft.

Kroemke: Stadtrat Dieter Pietsch, auch ehemaliger Gemeinderat in Promnitztal, bestätigte auf Nachfrage, daß ein Verkauf durchaus diskutiert worden ist. Wäre statt der Berbisdorfer Kindertagesstätte die Volkersdorfer geschlossen worden, dann wäre der Verkauf schon ein ernsthaftes Thema geworden.

Herklotz: Ein Verkauf war nie auf der Tagesordnung. Daß uns das Objekt erhalten bleibt, war außerdem Gegenstand des Vertrages über den Gemeindezusammenschluß.

Kroemke: Sie stört auch die Darstellung zum Thema Sportlerheim. Ehemalige Gemeinderäte kritisierten, daß Sie in bezug auf das Sportlerheim eher auf die Bremse getreten sind. Sportler kritisieren, daß Sie sich in der gesamten Bauphase selten am Objekt sehen ließen. Anders Radeburg. Jesse selbst sei während der Bauphase mindestens vier Mal ins Objekt gekommen. Sie meinen jedoch, das Sportlerheim wäre unter Promnitztaler Verwaltung genauso gekommen.

Herklotz: Nicht genauso, denn die Mehrheit der Gemeinderäte war immer gegen die Einrichtung einer Gaststätte aus Steuergeldern. Es bestreitet außerdem niemand, daß der Zusammenschluß mit Radeburg auch Vorteile für uns hat. Natürlich kann ein hauptamtlicher Bürgermeister ganz anders dabei sein als ein ehrenamtlicher. Ansonsten haben wir schon einiges getan, was die Sportler vielleicht nicht so gemerkt haben. Es mußten zum Beispiel die Mittel im Haushalt gefunden, dafür bereitgestellt und Fördermittel beantragt werden. Die Entwicklung ist nachlesbar im Haushaltsplan von Radeburg. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 648 605 DM. Davon sind durch Radeburg 146 300 DM beigesteuert worden.

Kroemke: Von Promnitztal kamen 303 470 DM, der Rest sind Fördermittel und Eigenleistungen der Sportler. Wir hatten die Zahlen schon vor einem Jahr im Anzeiger veröffentlicht.
Die Jugendlichen im Jugendverein Bärnsdorf äußern sich ähnlich wie die Berbisdorfer Sportler. Auch sie loben, daß sie von Radeburg mehr Zuwendung bekommen als von Promnitztal.

Herklotz: Auch das stimmt so nicht. Und es stimmt erst Recht nicht, daß der Jugendklub zu Radeburger Zeiten geschaffen wurde - er wurde zur Radeburger Zeit in Betrieb genommen, das stimmt. Die Voraussetzungen wurden durch Promnitztal geschaffen: der Abschluß langfristiger Nutzungsverträge, ohne die es keine Fördermittel gibt und die Beantragung der Fördermittel beim Kreis, die dann vom Landkreis ausgezahlt wurden. Auch das Thema Feuerwehren stimmt so nicht. Für das jetzt übergebene Löschfahrzeug in Berbisdorf sind bereits 1998 durch uns die Mittel beantragt worden. Lediglich daß es ein Allradfahrzeug ist - dafür hat Radeburg das Geld dazugelegt.
Was die Feuerwehr in Kurort Volkersdorf angeht, so hätte Radeburg außerdem auch mehr auf das von uns Vorbereitete eingehen können.

Kroemke: Wenn Sie über die fast zwei Jahre Zugehörigkeit zu Radeburg ein Resümee ziehen würden, würden Sie dann eher auf der Seite derer stehen, die meinen, der Zusammenschluß mit Radeburg habe nichts gebracht?

Herklotz: Nein, das nicht. Die ABM wäre in diesem Umfang von Promnitztal nicht zu machen gewesen. Allein die umfangreichen Pflasterarbeiten wären undenkbar.
Außerdem ist die Bearbeitung von Abwasser- und Trinkwasserrechnungen durch Radeburg viel günstiger als diese Aufgabe dem Trinkwasserzweckverband Brockwitz-Rödern zu überlassen. Die Leute sind vor Ort zu erreichen und man kann bei unverständlichen Sachen schnell mal nachfragen.
Überhaupt hat die Spezialisierung des Personals in einer größeren Verwaltungseinrichtung enorme Vorteile für die Bürger, was den Nachteil der größeren Entfernung schnell wieder aufwiegt. Während in unserer Promnitztaler Verwaltung die Mitarbeiter nahezu alles machen und kennen mußten ist durch die Spezialisierung die Kompetenz in Fachfragen in Radeburg natürlich größer. Ich will damit unseren ehemaligen Verwaltungsmitarbeitern nicht zu Nahe treten. Sie haben ihre Arbeit wirklich gut gemacht.

Kroemke: Und dennoch gibt es Dinge, die Sie an Radeburg stören...

Herklotz: Ja, mich und andere ehemalige Gemeinderäte stört, daß wir über Entscheidungen, die unsere Ortschaften betreffen, vom Bürgermeister nicht informiert und zu unserer Meinung selten gefragt werden. So wie jüngst geschehen bei dem Gespräch des Bürgermeisters mit Eltern von Schülern der Berbisdorfer Grundschule. Wir wurden vom Stattfinden dieser Veranstaltung nicht unterrichtet und eingeladen.
Die Radeburger Verwaltung könnte vieles einfacher haben, wenn sie uns mal ansprechen und sich unsere Ortskenntnis zunutze machen würde. Wir haben uns in den letzten zehn Jahren auch einiges überlegt und uns gefällt nicht, daß das alles einfach verworfen wird und das Radeburger Modell immer als das Beste hingestellt wird.

Kroemke: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihrer weiteren Arbeit im Stadtrat.

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