Montag, den 16. September 2013 15:24 Alter: 6 Jahr(e)

Anhängerproduzent fand Standortvorteile in Radeburg-Süd

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KLAUS KROEMKE

Langsam füllt sich auch das Radeburger Gewerbegebiet. Nach Nikro kamen u.a. die Firma Bennewitz und die Frankenstein Trailer GmbH hinzu. Der letzteren stattete RAZ jetzt einen Besuch ab und ging unter anderem der Frage nach, warum sich das Gewerbegebiet so langsam füllt. Am Standort und an den Akteuren vor Ort scheint es jedenfalls nicht zu liegen.

Lars Frankenstein am Eingang zu seinem Betrieb.
Lars Frankenstein am Eingang zu seinem Betrieb.

Einige Modelle im Schauraum des Unternehmens.
Einige Modelle im Schauraum des Unternehmens. (Klick ins Bild um zu vergrößern)

Seit fast einem Jahr ist die Frankenstein Trailer GmbH im Gewerbegebiet Radeburg-Süd nun schon wieder in Betrieb. Grund genug da mal reinzuschauen.

Erste Vermutung: der Hängerbauer hat irgendwas mit der Stema zu tun... Hatte er jedoch nicht. Der Vater von Firmenchef Lars Frankenstein baute nach der Wende einen Anhängervertrieb auf – mit einem deutschlandweiten Vertriebsnetz mit über 120 Partnern. Natürlich wurden da auch Stema-Hänger vertrieben. Lars Frankenstein wuchs praktisch mit Hängern auf und bald kam ihm die Idee, Anhänger nach einem Baukastensystem zu bauen, das so flexibel ist, dass individuelle Anpassungen an Kundenwünsche kostengünstig möglich sind. Die Basis bildet ein Aluminium-Rahmensystem, das Lars Frankenstein zum Patent angemeldet hat. Damit lässt sich jede Länge und jede Breite ohne technologische Umstellungen produzierten. Mit dieser Technologie, so seine Überlegung, könnte man sich von einem Billigsegment abheben, in dem vor allem Kostendruck dominiert, und kann den Fokus voll auf Qualität und Sicherheit legen. Das beginnt bei der Auswahl der Zulieferer führt über die hauseigene Konstruktion endet bei den Fähigkeiten der Mitarbeiter in der Fertigung. Im Januar begannen die Mitarbeiter mit der Fertigung von Pkw-Anhängern. Inzwischen sind es acht. Im kommenden Jahr sollen schon zwölf beschäftigt werden.

Welche Eignung ein Bewerber für einen Job hier haben muss? „Kfz-Mechaniker oder jemand mit einem Hintergrund aus diesem Bereich wäre ideal,“ sagt Frankenstein,“ aber das ist nicht Bedingung. „Ich würde auch einen Bäcker nehmen. Entscheidend ist, dass es jemand ist mit handwerklichem Geschick und Verständnis für die Aufgabe.“ Er schildert das am Beispiel eines Tischlers, der „voll eingeschlagen“ ist und durch seine Zuverlässigkeit und Qualität Vorbild für die anderen ist.

„Wenn ich feststelle, das jemand eine Mutter nicht richtig angezogen hat, weise ich ihn darauf hin. So was kann mal passieren, vor allem wenn man hier noch neu ist. Wenn ich aber dann feststelle, dass es immer wieder passiert, dann trennen sich unsere Wege ganz schnell. Im Fahrzeugbereich kommt es auf höchste Sicherheit an. Gerade bei Spezialaufbauten wird diese oft noch größer geschrieben. Durch Mängel an einem Anhänger kann es zu dramatischen Unfällen kommen und es kann Menschenleben kosten. Da kann man schlampige Arbeit einfach nicht tolerieren. Gerade wenn ein Unternehmen im Aufbau ist, kann ein einziges Schadensereignis den Ruf ruinieren und damit alles zunichte machen, was man aufgebaut hat.“

Rund drei Millionen Euro wurden in das Vorhaben investiert. In einem Jahr kann sich die Zahl der Arbeitsplätze hier verdoppeln – aber eben nicht um jeden Preis. Die Qualität kann nur mit fähigen Leuten gesichert werden. Diese, so hofft Frankenstein, werden sich in der Region finden lassen, die bekannt ist für gute Handwerker.

Ausschlaggebend für die Standortentscheidung war das jedoch nicht. Ebenso wenig wie der Ruf Radeburgs als Industriestandort. Als Dresdner, der in Dresden weiterhin leben und wohnen möchte, ging es an erster Stelle um einen Standort in der unmittelbaren Heimat. Der Kontakt zur Standortfindung wurde geradezu lehrbuchreif angebahnt, so wie es sich die sächsischen Ansiedlungspolitiker vorstellen. Zunächst wurde über die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH der Ansiedlungswunsch Dresden oder Dresdner Umland zum Ausdruck gebracht. Der Airportpark Dresden wurde schnell indiskutabel, weil mit 120 EUR/m² viel zu teuer. Gemeinsam wurden mehrere Standorte besichtigt – einige noch in Dresden, Ottendorf-Okrilla, Medingen, Klipphausen und eben Radeburg. Für Klipphausen und Radeburg war die WRM GmbH zuständig, die landkreiseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Mit Geschäftsführer Sascha Dienel war schnell ein kompetenter und zuverlässiger Partner gefunden und die Radeburger Verwaltung reagierte dann auch am schnellsten. Sowohl Bürgermeister Dieter Jesse als auch Bauamtsleiterin Irene Gröschke waren jederzeit zu sprechen, waren kompetent und verlässlich. Das gab den Ausschlag.

Da konnte ihn auch nicht verschrecken, das die Kommune den Verkauf der Flächen nicht selbst in der Hand hatte. Die Vermarktung durch eine Tochter der Bayerischen Landesbank sieht Frankenstein als das größte Ansiedlungshemmnis an. Das Unternehmen war unflexibel und schien an Verkaufsverhandlungen nur wenig interessiert. Lars Frankenstein wollte eigentlich nur eine Fläche von 10000 Quadratmetern kaufen. Doch die in der sächsischen Wirtschaftsdatenbank als „Privateigentümer“ geführte Münchner Immobilienfirma, eine Tochter der staatlichen Bayerischen Landesbank wollte entweder ein dem Flächenausbau entsprechendes komplettes Areal von 26000 Quadratmetern verkaufen. Dass er sich auf den Kauf der Gesamtfläche einließ, war letztlich nur der guten Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort, Wirtschaftsförderung Sachsen, WRM und Stadtverwaltung Radeburg zu „verdanken“.

Die Vermarktung an die Bayern zu vergeben, war ein „Geburtsfehler“ der Nachwendezeit. Im Glauben, dass „die von drüben“ aufgrund ihrer Erfahrungen Vermarktung besser könnten als Einheimische hat sich als Trugschluss erwiesen. Aus heutiger Sicht ist das leicht zu sagen. Die Präsentation der Bauland GmbH, dem damaligen Investor, der ein geradezu paradiesisches Gewerbegebiet entwarf, war sehr überzeugend und es entstand auch tatsächlich ein attraktives Areal das den Namen „Gewerbe-PARK“ auch wirklich verdiente. Allerdings hatte der opulente Park auch seinen Preis – den kaum jemand bezahlen wollte und der durch die stringente Flächenaufteilung für den einen Investor zu klein, für den nächsten zu groß war. Ein Handycap – aber vielleicht auf lange Sicht auch kein Nachteil, denn es ist noch Platz für attraktive Investoren.

Obwohl Radeburg selbst zunächst kein Ansiedlungsargument war, so weiß der Chef der Frankenstein Trailer GmbH inzwischen das kleine Städtchen jenseits des Gewerbeparks durchaus zu schätzen. „Ein hübsche Stadt, in der man sich mit Kunden und Gästen sehen lassen kann, man kann damit positiv überraschen.“


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