Dienstag, den 13. Dezember 2011 19:21 Alter: 8 Jahr(e)

LAND-Fleischerei aus Tauscha jetzt auch in der STADT Radebeul

Kategorie: Dresdener Land und Umgebung

VON: K.KROEMKE

Die Landfleischerei Schempp aus Tauscha wagte den Schritt in die Stadt. Das neue Domizil in Radebeul, der „Ochsenkopf“ an der Moritzburger Straße, ist stadtbekannt. Hier hielt einst der vielbesungene „Zug nach Kötzschenbroda“.

Sigrid Schempp, Sebastian Fischer, christoph Schempp und Uwe Leuteritz (Küchenmeister VKD) stoßen auf Gutes Gelingen an.
Sigrid Schempp, Sebastian Fischer, christoph Schempp und Uwe Leuteritz (Küchenmeister VKD) stoßen auf Gutes Gelingen an.

Großes Interesse bei den Radebeulern von der ersten Minute an.
Großes Interesse bei den Radebeulern von der ersten Minute an.

Die Radebeuler haben seit Ende November die Vorzüge der Landfleischerei vor Ort, die erst einmal darin bestehen, „dass wir noch selber schlachten und daher genau sagen können, woher unser Fleisch kommt und was in der Wurst steckt," wie Inhaber Thomas Schempp feststellt.

Ein weiterer Vorteil, den der Landfleischer aus der ländlichen Abgeschiedenheit in die Anonymität der Stadt bringt, ist der „Kundendialog". Darunter verstehen die Schempps, bei denen das Fleischerhandwerk seit über 100 Jahren Familientradition ist, Wurst- und Fleischwaren nach Kundenwunsch zu produzieren. „So ist es uns zum Beispiel gelungen, auf die Bedürfnisse von Allergikern einzugehen," erklärt Junior-Chef Christoph Schempp. „Bei uns gibt es Wurst- und Fleischwaren speziell für Kunden mit Laktoseintoleranz oder Schweinefleischunverträglichkeit."

Es ist vor allem die in der Massenproduktion notwendige Lebensmittel-Chemie, die immer mehr Leuten im wahrsten Sinne des Wortes den Geschmack verdirbt - und schließlich die Gesundheit. Hier sehen die Schempps von je her ihren Ansatz. Die drei Säulen der Handwerkskunst - Tradition, Qualität und Individualität heißen „Verzicht auf übermäßigen Technik und Chemie sowie Verzicht darauf, es sich zu leicht zumachen," wie man auf der Webseite der Landfleischerei nachlesen kann.

Die Familie ist überzeugt, daß man sich ohne dieses besondere Credo auf dem Land kaum hätte halten können. Um genau das zu bekommen, haben Kunden z.B. aus Radebeul oder Dresden sich auf den weiten Weg gemacht. Nun kommen ihnen die Landfleischer entgegen.

Im August stand in der Handwerkerzeitung „Zunftglocke" , daß der bekannte Coswiger Fleischer Eckkard John für seine Radebeuler Filiale einen Nachfolger sucht. Eckhard John hat eine Gaststätte übernommen und will sich mehr auf dieses Geschäft konzentrieren. Allen Radebeulern ist der Backsteinbau an der Ecke Moritzburger - Meißner Straße vor allem als „Ochsenkopf" ein Begriff, weil ein solcher die Fassade ziert.

Der „Ochsenkopf" hat eine lange Geschichte. Die erste Fleischerei gab es hier schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts „als die Lößnitz noch Wald war," hat Christoph Schempp erfahren. Der damalige Inhaber war von Altkötzschenbroda hier herauf gezogen, weil er damit nahe am Bahnhof Kötzschenbroda war, der heute Radebeul-West heißt und in dem Nachkriegsschlager „Kötzschenbroda-Express" besungen wird. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Kötzschenbroda den einzigen betriebsbereiten Bahnhof im Großraum Dresden. Deshalb mussten Bahnreisende von Dresden den „Zug nach Kötzschenbroda" nehmen, wenn sie aus der zerbombten Stadt wollten. So entstand die Idee für den Schlager, der übrigens in der Version „Sonderzug nach Pankow" von Udo Lindenberg später noch mal berühmt wurde.

Unmittelbar in diesem Umfeld gedieh die Fleischerei, zumal an der Kreuzung Meißner / Moritzburger seitd er Jahrhundertwende auch noch die Lößnitzbahn verkehrte, eine Schmalspurbahn, die später durch die Straßenbahnlinie 4 ersetzt wurde. Die Straßenkreuzung war samt „Ochsenkopf" so immer ein Kommunikationszentrum der Stadt.

1992 übernahm Eckhard John den Betrieb, der zuletzt eine Konsum-Fleischereifiliale war und hatte ihn fast genau 20 Jahre inne. So fallen Jubiläumsfeier und Geschäftsübergabe zusammen. Am 22.11.2011 eröffnete der Laden. Ab 11 Uhr veranstaltete der Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer ein Showkochen, bei dem Produkte der Fleischerei und anderen einheimischen Erzeugern zum Einsatz kamen - die sich die zahlreich erschienenen Kunden dann natürlich auf der Zunge zergehen ließen. Sebastian Fischer ist von Beruf Küchenmeister. Für Ihn zählen die Tauschaer seit langem zu den ersten Adressen bei der Zusammenstellung regionaltypischen Menüs.


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