Montag, den 24. September 2012 16:09 Alter: 7 Jahr(e)

Handball Radeburg – Weinböhla 28:27, Sieg mit zeitweise nur 2 Feldspielern

Kategorie: Dresdener Land und Umgebung, Radeburg und Umgebung

VON: K.KROEMKE

Handball: Am Samstag, dem 22. September, hatte der Aufsteiger den Aufstiegskandidaten in die nächsthöhere Spielklasse zu Gast. Der Papierform nach war Weinböhla der klare Favorit, und danach sah es auch lange aus. Doch nachdem fast alle Zillestädter von Platz gestellt waren, wendete sich das Blatt. Die Zuschauer trauten ihren Augen kaum.

Mit dem Knie voran in den Verteidiger - 2 Minuten gegen Radeburg. Höhepunkt: nach mehreren solchen Attacken waren nur noch 2 Radeburger Feldspieler auf dem Platz. Das Spiel schien gelaufen.
Mit dem Knie voran in den Verteidiger - 2 Minuten gegen Radeburg. Höhepunkt: nach mehreren solchen Attacken waren nur noch 2 Radeburger Feldspieler auf dem Platz. Das Spiel schien gelaufen.

Die Wende: Weinböhla rang mit Haken und Ösen, doch Michael (4) und Andreas Schütz (14) waren nicht mehr zu stoppen.
Die Wende: Weinböhla rang mit Haken und Ösen, doch Michael (4) und Andreas Schütz (14) waren nicht mehr zu stoppen.

Zwar markierte Michael Tietze mit dem ersten Angriff das erste Tor. Zwar parierte Thomas Rasokat gleich die ersten zwei Schüsse aufs Radeburger Gehäuse und ging Radeburg mit 2:0 schnell in Führung und es keimte sowas wie Hoffnung auf, aber dann drehte Weinböhla auf und das Spiel, zog zeitweise mit sechs Toren davon.

Von der Weinböhlaer Bank wurde trotzdem von Anfang an gemotzt. Eigentlich meinte man in einer Spielklasse zu sein, in der es das so nicht gibt. Die jungen Schiedsrichter ließen sich anscheinend beeindrucken. Spielertrainer Martin Hrib legte, zu seinen Mitspielern und den Fans gewandt, den Zeigefinger auf die Lippen. Die Zuschauer blieben fair. Auch den Schiedsrichtern muss man zugestehen, dass sie sich das hier in ihrer Freizeit antun und Fehler sind menschlich. Allerdings war ihnen der Begriff "Stürmerfoul" anscheinend unbekannt. Jeder Zusammenprall von Weinböhlaer Stürmer und Radeburger Verteidiger wurde zugunsten der Weinböhlaer gepfiffen. Oft mit 2 Minuten und gelegentlich zusätzlich mit 7-Meter. Vielleicht waren die Radeburger zu unbeweglich, fielen aber einfach nicht um und ein Angreifer nach dem anderen prallte ab und fiel zu Boden. Nachdem die HSV-Akteure gemerkt hatten, dass die Schiris das „konsequent ahndeten“ - so jedenfalls, mit Verlaub, mein Eindruck – verließen sie bei einem 5-Torevorsprung etwa ab der 40. Minute ihre bis dahin überlegene taktische Linie und verstiegen sich darauf, solche Spielsituationen herbeizuführen. Binnen weniger Sekunden waren nur noch zwei Feldspieler auf dem Platz. Das Spiel schien gelaufen. Das Publikum stand jetzt auf den Bänken und tobte. Jetzt waren sie nicht wie sonst der 8. Mann, sondern der fehlende 3.,4., 5. und 6. Feldspieler. Nach dem verwandelten 7-Meter hatte Radeburg den Ball und jetzt war es vor allem der listenreiche Bastian Eckart, der im Duett mit dem Spielertrainer sich den Ball einfach nicht nehmen ließ. Da die Elbtaler jetzt auf Manndeckung spielten und die Zillestädter nicht mal in die Nähe des Kreises kamen, konnte auch kein Zeitspiel gepfiffen werden. Gerade mal ein einziges Tor sprang für Weinböhla heraus, bis Radeburg wieder komplett war. 14:20. Jetzt hatte es in den Köpfen der TSV-Spieler anscheinend Klick gemacht. Es war auch klar, dass sie, wenn sie jetzt nicht gewinnen, sich keinen Vorwurf machen brauchten – aber vor allem war der Respekt vor dem Gegner weg, der sie bis hier anscheinend ausgebremst hatte. Der HSV fand seine spielerische Linie nicht wieder, agierte jetzt zunehmend nervös. Hrib und Eckart verwandelten "ihre" 7-Meter, die nun auch mal Radeburg zugesprochen bekam, vor allem, weil Weinböhla nicht mehr so sauber spielte wie zu Beginn der Partie. Die Abwehr war jetzt auch wieder hell wach. Das Elbtal trauerte den ausgelassenen Chancen in der 3:7 – Situation nach. 7-Meter für Weinböhla. Sebastian Küttner kommt extra dafür rein und hält! Das 21. Tor will nicht fallen. Radeburg kontert jetzt Weinböhla aus. Julian Arndt kommt frisch ins Spiel und trifft. 20:20 - Rückstand aufgeholt. Die Zuschauer hüpfen und reiben sich die Augen. Noch 10 Minuten zu spielen. Weinböhla dreht noch mal am Rad. 20:21. Während die Grünen noch über den Treffer nachdenken, machen Andreas Schütz und Martin Hrib einen ganz schnellen Anwurf für Schwarz-Gelb. Hrib sprintet durch die noch zurücklaufenden HSV-Reihen – Ausgleich! Ein Fanal. Andreas Schütz, für mich der Spieler des Tages, vor allem wegen seiner Effizienz, schießt schießlich für Radeburg das 28:25. Sollte das reichen? 7-Meter für Radeburg. Ein Vier-Tore-Vorsprung fünf Minuten vor dem Ende winkt. Hrib und Eckart unterhalten sich kurz. Der Trainer überlässt dem Jüngsten im Kader, der in der letzten Saison noch A-Jugend spielte, die Verantwortung. Doch Basti würfelt den Ball um den Torhüter herum – allerdings dann knapp an den Pfosten. Nun doch noch einmal Zittern. 28:26. HSV spielt jetzt mit Manndeckung. TSV verteidigt nur noch, nimmt noch mal eine Auszeit. Jetzt geschickt den Ball halten. Doch Weinböhla verkürzt auf 28:27. Noch eine Minute... Es fällt kein Treffer mehr. Eine kleine Sensation geschafft! Ehrlich, ich hätte auch eine knappe Niederlage gefeiert. Doch das noch Mitte der 2. Halbzeit Unglaubliche ist passiert. Radeburg siegt durch eine kämpferische Leistung in einem Spiel, das schon ziemlich sicher verloren schien. Die Spieler tanzen ausgelassen. Die Edelfans fallen sich in die Arme. Das Röderstädtchen feiert, als wäre das ein WM-Sieg. Spielertrainer Martin Hrib geht bedächtig über das Spielfeld wie einst Franz Beckenbauer, bis Andreas Schütz den Trainer entdeckt und sich gehörig bedankt. Nach dem La Ola vor dem Publikum bilden die Spieler ihren traditionellen Kreis und stecken die Köpfe zusammen – möglichst nah am Boden, zu dem man jetzt die Haftung nicht verlieren darf. Weinböhla hat zwei entscheidende Fehler gemacht: das Spiel beim 6-Tore-Vorsprung für entschieden gehalten und (deshalb?) die eigene taktische Linie verlassen. Der Aufsteiger ist jetzt Spitzenreiter. Alle in der Liga sind gewarnt. Es wird dadurch nicht leichter.


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