Dienstag, den 24. Juli 2007 15:59 Alter: 12 Jahr(e)

Radeburg und sein Genmais

Kategorie: Radeburg und Umgebung

In der letzten Ausgabe äußerte sich eine Radeburger Familie besorgt über die Tatsache, dass sich in ihrer unmittelbaren Umgebung eine der größten Anbauflächen von gentechnisch verändertem Mais (Genmais) in der Bundesrepublik befindet. Während in den alten Bundesländern sowohl Landwirte als auch Verbraucher gentechnisch veränderten Pflanzen ablehnend gegenüber stehen, stammen 99% des in Deutschland angebauten Genmais’ aus den neuen Bundesländern.

 

In einer Stellungnahme in derselben RAZ-Ausgabe versucht die Agrargenossenschaft Radeburg, namentlich ihr Vorsitzender Rüdiger Stannek, zu erklären, warum dies eigentlich kein Problem darstellt.

Zu Recht hatte Herr Stannek darin darauf hingewiesen, dass sein Agrarbetrieb lediglich die von der Bundespolitik gesetzten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nutzt und dass der Anbau von Genmais zum Zeitpunkt der Aussaat genehmigt war. Nicht erwähnt wurde jedoch, dass bereits Ende April das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den weiteren Anbau von Genmais der Firma Monsanto verboten hatte. Auslöser war eine französische Studie (Seralini-Studie), welche anhand den von Monsanto vorgelegten Daten einer Rattenfütterungsstudie nicht belegen konnte, dass es sich bei Genmais der Sorte MON863 um ein sicheres Erzeugnis handelt, sondern dass weitere Experimente notwendig sind, um die beobachteten Veränderungen an den mit Genmais gefütterten Ratten beurteilen zu können.

Was mit dem bereits zu diesem Zeitpunkt angebauten Genmais zu geschehen hat, darum wird zurzeit noch gestritten.

Herr Stannek führte in seiner Stellungnahme weiter aus, dass das ständige Ringen um höhere Erträge Aufgabe des Landwirts sei (was in unserer kapitalistischen Wirtschaftsordnung auch in anderen Industriezweigen nichts Verwerfliches ist), meint aber mit dem Genmais den Welthunger bekämpfen zu können. Auch hier liegt ein Irrtum vor. Gentechnisch veränderter Mais war in der Bundesrepublik noch nie direkt für den menschlichen Verzehr zugelassen, so klein scheint das Risiko dann doch nicht zu sein. Genmais dient entweder als Viehfutter oder als Energiepflanze für Biogasanlagen, aber nicht der Absicherung der Ernährung der Bevölkerung. Auch kann sich die 3. Welt das teure Genmaissaatgut nicht leisten und wird somit weiter gegen die industrielle westliche Landwirtschaft ins Hintertreffen geraten. Zudem werden auch heute schon ohne Gentechnik mehr als genügend Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung produziert, man müsste diese Nahrungsmittel nur verteilen anstatt sie zu vernichten.

Was bleibt noch? Herr Stannek führt als letztes Argument noch die energiesparendere Bewirtschaftung durch das Mulchsaatverfahren ins Feld, bei dem der Boden nicht mehr gepflügt werden muss, weil der Maiszünsler ja durch den Genmais keine Chance mehr hat. Bis 1990 war der Maisschädling Maiszünsler kein Thema, denn der Boden wurde noch gepflügt, 98% der Schädlinge wurden so vernichtet (übrigens ohne Insektenvernichtungsmittel). Jetzt wird gemulcht, der Maiszünsler hat seine große Stunde und Monsanto macht guten Gewinn, übrigens ebenso die chemische Industrie, die an Unkrautvernichtungsmitteln verdient, weil die mechanische Unkrautvernichtung durchs Pflügen fehlt. Und gegen die vielen Mäuse, die nicht mehr unter den Pflug kommen, wird sicher auch das passende Mittel angeboten.

Also wer ist jetzt der Gewinner, der Landwirt, der Verbraucher oder …?

Link:

Quelle der sog. Seralini-Studie (engl.)

Bewertung der Ergebnisse der sog. Seralini-Studie durch Greenpeace

Hinweis: In Radeburg und Ebersbach wird laut Standortregister des BVL MON 810 (resist. gg. Zünsler) angebaut. Dieses ist laut sog. Seralini-Studie nicht mit MON  863 (resist. gg. Maiswurzelbohrer) identisch. (d.Red.)


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