Mittwoch, den 16. Dezember 2009 09:12 Alter: 10 Jahr(e)

Tourismusentwicklung trotz Sperrgebiet

Kategorie: Dresdener Heidebogen, Dresdener Land und Umgebung, Radeburg und Umgebung

VON: KLAUS KROEMKE

Komplexprojekt „Touristisches Wegenetz“ band kontroverse Akteure ein

In einer schwierigen Phase der LAG „Westlausitzer Heidebogen“ (jetzt: Dresdner Heidebogen) wurde die Idee für ein Komplexprojekt „Touristisches Wegenetz“ geboren. Zu diesem Zeitpunkt, 2003, drohte die LAG zu zerfallen, weil es nicht möglich schien, die unterschiedlichen Einzelinteressen der Akteure so zu bündeln, daß alle im Sinne des LEADER-Konzeptes in eine Richtung wirken.

Im Kern ging es darum, ob eine Region mit einem Totalreservat im Zentrum überhaupt touristisch erschlossen werden sollte und erschlossen werden kann. Der ehemalige Truppenübungsplatz Königsbrücker Heide mit einer Fläche von 70 km², was etwa der gesamten bebauten Fläche der Stadt Dresden entspricht, wurde bereits 1993 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und durch eine Polizeiverordnung mit Betretungsverbot belegt. Die Natur sollte hier die in Mitteleuropa selten gewordene Chance bekommen, sich unbeeinträchtigt von menschlichen Einflüssen zu entfalten. Deshalb konnten touristische Entwicklungen wie sie sich in anderen Großschutzgebieten (Nationalparks, Naturparks, Biosphärenreservate) vollzogen, nicht 1:1 übernommen werden. Es mußte aber allen Akteuren klar werden, daß gerade der Schutzzweck auch ein besonderes touristisches Potential der Region begründet.

 

Bereits in der SWOT-Analyse des LEADER-Konzeptes war festgestellt worden, daß damit das Risiko einer Unterentwicklung der Region insgesamt besteht und die vorhandenen großen touristischen Potentiale nicht genutzt werden können. Gerade durch die Nähe des Ballungsraumes Dresden sind die Potentiale immens. Im Gegensatz zu den vor allem tagestouristisch zeitweise sogar überlaufenen Gegenden zwischen dem Elbsandsteingebirge und den Elbweindörfern bei Meißen war das Gebiet zwischen Dresden und der Grenze zu Brandenburg touristisch nahezu unerschlossen, obwohl der Bedarf, zur Erholung dem Massentourismus auszuweichen, groß ist.

 

Es waren also andere Wege zu suchen als in anderen Großschutzgebieten – und das im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. Durch das Anlegen von so genannten „Schaufenstern“ in das Naturschutzgebiet, durch tangierende Erlebnispfade sowie Stichwege zu den Schaufenstern und die Verbindung des Ganzen zu einem Rundweg wurden Voraussetzungen geschaffen, das naturschutzfachliche und touristische Interesse doch zu vereinen. Parallel zur Entwicklung der Schaufenster und des Rundweges ging es dann darum, diese nun auch zu „erschließen“, potentielle Interessenten hinzuführen und so zu lenken, daß der Schutz nicht gefährdet wird. Durch die Aufspannung eines Wegenetzes über die gesamte Heidebogenregion konnte erreicht werden, daß alle Städte und Gemeinden der Förderkulisse an dem Vorhaben beteiligt wurden. Weitere in der Region vorhandene Natur- und Kulturpotentiale wurden in das Netz eingebunden. So wurden Interessenten hinzugewonnen und „Vernetzung“ für jedermann greifbar und be-greifbar.

 

 

Insgesamt 26 LEADER-Projekte wurden im Rahmen des Komplexprojektes „Wegenetz“ realisiert und haben dazu beigetragen, die Region gestärkt aus der Krise zu führen. Die LAG mit 10 Mitgliedern 2001, darunter 3 Gemeinden, hat heute 63 Mitglieder, darunter 23 Kommunen. In einem 2007 von der LAG erarbeiteten Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept ging das LEADER-Konzept nachhaltig auf. Gegenwärtig wird das touristische Wegenetz an überregionale touristische Wege angebunden.

 

Klaus Kroemke

Regionalmanager

 

Überblick über das Komplexprojekt und die 26 Einzelprojekte:

www.dresdner-heidebogen.de/wegenetz


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