Biogasanlage soll Lebensqualitätverbessern
Kategorie: Radeburg und UmgebungÜber mehrere Sitzungen hat sich der Technische Ausschuß mit dem Thema Biogasanlage Großdittmannsdorf gequält und es sich nicht leicht gemacht. In der Sitzung am 22. März fiel die Entscheidung zugunsten des Investors, aber es blieben noch Fragen offen.
![]() | ![]() ![]() Das darf nicht passieren: Überlaufendes Güllebecken ![]() ![]() ![]() Die Unordnung soll mit der Sanierung der Anlage verschwinden ![]() |
Nachdem zunächst bei den Anwohnern die Hoffnung geweckt wurde, dass die Anlage im Gewerbegebiet Radeburg gebaut wird und damit das Geruchsproblem verschwindet, zerschlug sich diese Hoffnung in dem Moment, als der Besitzer der vorgesehenen Fläche an die Firma Dachser verkaufte. Da auch andere Varianten scheiterten, blieb der Agrargenossenschaft nur noch die Maßnahme am „alten" Standort.
Die Verärgerung der Anwohner, die sich schon - wenn nicht auf ein Verschwinden der Ställe, so doch auf ein Verschwinden des Gestanks eingestellt hatten, ist verständlich. Entsprechend groß war auch das öffentliche Interesse und die sonst oft leeren Zuhörerplätze dicht besetzt.
Der Technische Ausschuß setzte die Geschäftsordnung außer Kraft und gewährte den Bürgern Rederecht.
Die Anwohner brachten vor, dass sie sich von dem prinzipiellen Funktionieren einer Biogasanlage bei einer Besichtigung in Volkersdorf überzeugen konnten, sahen aber einen signifikanten Unterschied in dem Betrieb dort, den sie in vorbildlicher Ordnung vorfanden, und dem Betrieb in Radeburg, bei dem sie „untragbare Zustände" vorgefunden hätten. In Bildern (siehe Fotos) dokumentierten sie u.a. einen überlaufenden Güllebehälter und ein zusammenfallendes Silo.
„Einem Betrieb, der in einem solchen Zustand ist, können wir nicht vertrauen," so das Fazit der Anwohner.
Klaus Mühling, Sachverständiger im Agrar- und Umweltbereich, trug dem Technischen Ausschuss und den Einwohnern die Prognosen seines Büros vor, die attestieren, daß von der Anlage keine Emissionen ausgehen werden, die die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte der Luft und des Lärmschutzes überschreiten. Zur „Vertrauensfrage" sagte er: „Wenn die von uns prognostizierten Werte nicht eingehalten werden, dann wird das zur Stillegung der Anlage führen. Daran kann der Investor kein Interesse haben. Wenn die Anlage stillgelegt wird, hat er nur Geld verloren."
1,8 Millionen Euro Gesamtinvestitionssumme, um genau zu sein.
Heiko Hennersdorf, stellvertretender Vorsitzender der Agrargenossenschaft ging in seinem Statement noch einen Schritt weiter: „Bis jetzt gibt es zwei Dungflächen, auf der wir vorschriftsgemäß die Gülle zwischenlagern. Von Mist und Restfutter gehen die stärksten Gerüche aus. Indem wir diese Materialien aber künftig nicht mehr zwischenlagern, sondern sofort in die Biogasanlage bringen, fällt diese hier ausgehende Geruchsbildung komplett weg."
Damit sollte sich die Landluft im Dorf künftig deutlich verbessern. Christian Damme, als stellvertretender Bürgermeister Leiter der Versammlung in Vertretung von Dieter Jesse, schränkte aber ein: „Stallgeruch wird es aber immer geben. Darüber muss sich jeder im Klaren sein, der aufs Land zieht und in die Nähe eines Agrarbetriebes."
Der Bauantrag sieht vor, daß die jetzigen Güllebecken mit einem Gesamtvolumen von 4000 m³ um ein Gärrestelager mit 2500 m² ergänzt werden. Damit wird die Lagerkapazität erhöht und Fälle wie das Überlaufen des Beckens wie im letzten Winter sind dann deutlich unwahrscheinlicher. Die Anlage, die eine Leistung von 190 kW haben wird, soll lediglich die im eigenen Betrieb anfallende Gülle und Futtermittelreste verarbeiten. Es kommen also nicht mehr Stoffe ins Gelände als derzeit auch anfallen.
„Es ist uns klar, dass das nicht passieren darf," erklärte Rüdiger Stannek auf Nachfrage. „Erst konnten wir die Gülle nicht ausbringen, weil wir aufgrund der durch das Extremwetter durchnässten Flächen nicht auf die Felder konnten, danach hinderte uns der Dauerfrost. Auf Frostboden darf keine Gülle ausgebracht werden.
Wir hatten schon vor zwei Jahren einen Bauantrag für ein weiteres Becken gestellt, diesen aber zurückgezogen, nachdem wir die Option, am Gewerbegebiet zu bauen, verfolgt hatten.
Bei der angesprochenen baufälligen Siloanlage hat der Boden nachgegeben. Hier hatten wir ebenfalls aufgrund der geplanten Baumaßnahme zunächst auf eine Instandsetzung verzichtet. aber jetzt laufen die Baumaßnahmen.
Die von den Bürgern angesprochenen Mängel sind nichts desto Trotz berechtigt."
Die Agrargenossen wollen sich nun mit den Großdittmannsdorfern bei einer Informationsveranstaltung am 20. April, 19 Uhr im Gasthof Strauß aussprechen, ihnen das Vorhaben und die Folgen erläutern und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
Übrigens wird den Anliegern auch angeboten, die bei dem Gärprozess anfallende Abwärme als Fernwärme zu nutzen - eine Investition, die bei den ständig steigenden Energiepreisen ein durchaus als „unschlagbar" zu nennendes Angebot anzusehen ist.