Freitag, den 29. April 2011 21:33 Alter: 9 Jahr(e)

Biogasanlage soll Lebensqualitätverbessern

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KLAUS KROEMKE

Über mehrere Sitzungen hat sich der Technische Ausschuß mit dem Thema Biogasanlage Großditt­mannsdorf gequält und es sich nicht leicht gemacht. In der Sitzung am 22. März fiel die Entscheidung zugunsten des Investors, aber es blieben noch Fragen offen.

Das darf nicht passieren: Überlaufendes Güllebecken
Das darf nicht passieren: Überlaufendes Güllebecken

Die Unordnung soll mit der Sanierung der Anlage verschwinden
Die Unordnung soll mit der Sanierung der Anlage verschwinden

Nachdem zunächst bei den Anwohnern die Hoffnung geweckt wurde, dass die Anlage im Gewer­begebiet Radeburg gebaut wird und damit das Geruchsproblem verschwindet, zerschlug sich diese Hoffnung in dem Moment, als der Besitzer der vorgesehenen Fläche an die Firma Dachser verkaufte. Da auch andere Varianten schei­terten, blieb der Agrargenossen­schaft nur noch die Maßnahme am „alten" Standort.

Die Verärgerung der Anwohner, die sich schon - wenn nicht auf ein Verschwinden der Ställe, so doch auf ein Verschwinden des Gestanks eingestellt hatten, ist ver­ständlich. Entsprechend groß war auch das öffentliche Interesse und die sonst oft leeren Zuhörerplätze dicht besetzt.

Der Technische Ausschuß setzte die Geschäftsordnung außer Kraft und gewährte den Bürgern Rederecht.

Die Anwohner brachten vor, dass sie sich von dem prinzipiellen Funktionieren einer Biogasan­lage bei einer Besichtigung in Volkersdorf überzeugen konnten, sahen aber einen signifikanten Unterschied in dem Betrieb dort, den sie in vorbildlicher Ordnung vorfanden, und dem Betrieb in Radeburg, bei dem sie „untragbare Zustände" vorgefunden hätten. In Bildern (siehe Fotos) dokumen­tierten sie u.a. einen überlaufenden Güllebehälter und ein zusammen­fallendes Silo.

„Einem Betrieb, der in einem solchen Zustand ist, können wir nicht vertrauen," so das Fazit der Anwohner.

Klaus Mühling, Sachverständiger im Agrar- und Umweltbereich, trug dem Technischen Ausschuss und den Einwohnern die Progno­sen seines Büros vor, die attestie­ren, daß von der Anlage keine Emissionen ausgehen werden, die die gesetzlich vorgeschriebe­nen Grenzwerte der Luft und des Lärmschutzes überschreiten. Zur „Vertrauensfrage" sagte er: „Wenn die von uns prognostizierten Werte nicht eingehalten werden, dann wird das zur Stillegung der Anlage führen. Daran kann der Investor kein Interesse haben. Wenn die Anlage stillgelegt wird, hat er nur Geld verloren."

1,8 Millionen Euro Gesamtinve­stitionssumme, um genau zu sein.

Heiko Hennersdorf, stellvertreten­der Vorsitzender der Agrargenos­senschaft ging in seinem Statement noch einen Schritt weiter: „Bis jetzt gibt es zwei Dungflächen, auf der wir vorschriftsgemäß die Gülle zwischenlagern. Von Mist und Restfutter gehen die stärksten Gerüche aus. Indem wir diese Materialien aber künftig nicht mehr zwischenlagern, sondern sofort in die Biogasanlage brin­gen, fällt diese hier ausgehende Geruchsbildung komplett weg."

Damit sollte sich die Landluft im Dorf künftig deutlich verbessern. Christian Damme, als stellvertre­tender Bürgermeister Leiter der Versammlung in Vertretung von Dieter Jesse, schränkte aber ein: „Stallgeruch wird es aber immer geben. Darüber muss sich jeder im Klaren sein, der aufs Land zieht und in die Nähe eines Agrar­betriebes."

 

Der Bauantrag sieht vor, daß die jetzigen Güllebecken mit einem Gesamtvolumen von 4000 m³ um ein Gärrestelager mit 2500 m² ergänzt werden. Damit wird die Lagerkapazität erhöht und Fälle wie das Überlaufen des Beckens wie im letzten Winter sind dann deutlich unwahrscheinlicher. Die Anlage, die eine Leistung von 190 kW haben wird, soll lediglich die im eigenen Betrieb anfallende Gülle und Futter­mittelreste verarbeiten. Es kommen also nicht mehr Stoffe ins Gelände als derzeit auch anfallen.

„Es ist uns klar, dass das nicht passieren darf," erklärte Rüdiger Stannek auf Nachfrage. „Erst konnten wir die Gülle nicht aus­bringen, weil wir aufgrund der durch das Extremwetter durchnäs­sten Flächen nicht auf die Felder konnten, danach hinderte uns der Dauerfrost. Auf Frostboden darf keine Gülle ausgebracht werden.

Wir hatten schon vor zwei Jahren einen Bauantrag für ein weite­res Becken gestellt, diesen aber zurückgezogen, nachdem wir die Option, am Gewerbegebiet zu bauen, verfolgt hatten.

Bei der angesprochenen baufäl­ligen Siloanlage hat der Boden nachgegeben. Hier hatten wir ebenfalls aufgrund der geplanten Baumaßnahme zunächst auf eine Instandsetzung verzichtet. aber jetzt laufen die Baumaßnahmen.

Die von den Bürgern angesproche­nen Mängel sind nichts desto Trotz berechtigt."

Die Agrargenossen wollen sich nun mit den Großdittmannsdorfern bei einer Informationsveranstal­tung am 20. April, 19 Uhr im Gasthof Strauß aussprechen, ihnen das Vorhaben und die Folgen erläutern und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.

Übrigens wird den Anliegern auch angeboten, die bei dem Gärprozess anfallende Abwärme als Fernwärme zu nutzen - eine Investition, die bei den ständig steigenden Energiepreisen ein durchaus als „unschlagbar" zu nennendes Angebot anzusehen ist.

 


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