Montag, den 29. August 2011 15:13 Alter: 8 Jahr(e)

Kinder machen Zirkus

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: K.KROEMKE

„Das war ein Ereignis, das die Kinder in ihrem ganzen Leben nicht vergessen werden,“ resumierte Schulleiter Thomas Damme nachdem der letzter Vorhang im Zirkuszelt gefallen war. Man soll mit Superlativen vorsichtig umgehen, aber hier ist es wohl angebracht. Ich selbst meinte: das war die genialste Kinderbelustigung, die ich je erlebt habe! Und nahm das aber gleich wieder zurück, denn es war weit mehr als das.

 

Wohl jedes Kind träumt einmal davon, im Rampenlicht zu stehen, auf einer Bühne, in einer Mange oder einem Stadion und den begeisterten Beifall des Publikums zu genießen.

Clowns, Gaukler, Feuerschlucker, Zauberer, Artisten und Dressuren mit Tieren üben auf Kinder eine ungebrochene Faszination aus. Dennoch gibt es in Deutschland nur noch etwa 300 Zirkusse. Viele, vor allem kleinere, haben mit diversen Wiedrigkeiten zu kämpfen. Es gibt immer weniger Plätze, auf denen eine Veranstaltung genehmigt wird, Streit um die Artgerechtigkeit von Tierdressuren, neue Medien...

Gründe, die eine Rolle gespielt haben mögen, als sich im Jahr 2003 die traditionsreiche Zirkusfamilie Sperlich aus Meltendorf entschloß, einem ganz neuen Konzept zu folgen. Gemeinsam mit Pädagogen wurde es erarbeitet und steht seitdem unter dem Titel „Erster Ostdeutscher Projectcircus“.

Kinderträume durch das Angebot, in einer richtigen Manege vor richtigem Publikum zu stehenm, wahr werden zu lassen, ist das Ziel des Projekts, das im Rahmen einer Projektwoche nach nur drei Tagen Übung von Vorschul- und Schulkindern der Grundschule umgesetzt wird.

Das Faszinierende ist, dass die Zirkusleute es zusammen mit dem Pädagogenteam der Schule schaffen, jedem Kind seine Rolle auf den Leib zu schneidern - ob flink oder eher bedacht, dick oder dünn, schüchtern oder mutig.

Heraus kommt durch diese professionelle Teamarbeit Ungeahntes:

Dabei ist der hohe Aufforderungscharakter, der von den Requisiten. Eltern erleben am Ende ihre Kinder in einer Vorstellung, von der sie bis da hin keine Vorstellung hatten...

„Jedes Kind findet seine Rolle, heißt es dazu in der Projekt-Info. „Die Sportlichen werden Akrobaten oder arbeiten am Trapez, die kleinen Machos werden Fakire oder stellen sich in der Herausforderung ihrer Körper mit lodernden Flammen zu berühren, auf dem Seil tanzen die Eleganten und Träumer, beim Jonglieren leben die motorisch Begabten sich aus und bei den Clowns trifft man manchmal erstaunlicher Weise schüchterne Kinder, die sich in neuer Rolle ausprobieren. Man ist sportlich, poetisch, phantasievoll, witzig, gefährlich, mutig, elegant oder charmant, jeder findet sein Ding und sei es am Verfolgerscheinwerfer oder als Requisiteur oder Vorhangsteher.“

Die Kinder, so wird versichert – und schließlich auch miterlebt, gewinnen motorische UND soziale Kompetenz, denn dem eigenen Körper etwas zuzutrauen und etwas abzuverlangenist hier verbunden mit dem Vertrauen gegenüber anderen und eigener Verläßlichkeit.

Die Lehrer und die Zirkusleute treten bei der Vorstellung in Schwarz auf und werden so fast unsichtbar. Die helfende Hand hier und da ist kaum zu bemerken, die sichernde Nähe des vertrauten Erwachsenen läßt Ängste ebenfalls in den Hintergrund treten.

Am Ende ist nur Staunen, Wundern, Augenreiben – das sind ja unsere eigenen Kinder und die von Nachbars, die hier zur Schule gehen, in Radeburg... Unglaublich! Applaus. Stehend. Und noch ein Vorhang, und noch einer!

Wirklich, so etwas vergißt man nicht. Auch als Erwachsener Nur-Zuschauer nicht. In drei Jahren wollen sie wiederkommen. Großes Dankeschön an das André-Sperlich-Team, die Lehrer der Grundschule und die Erzieherinnen von der Sophie Scholl.

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