Montag, den 24. Oktober 2011 09:13 Alter: 8 Jahr(e)

Gute Gründe zum Feiern – bei Günthers Hoffest in Bärnsdorf

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: K.KROEMKE

Bereits zum 7. Mal fand bei Bauer Lothar Günther in Bärnsdorf das Hoffest statt, in diesem Jahr unter dem Zeichen des 110jährigen Jubiläums des Landwirtschaftsbetriebes.

Fahrradzählung zum Hoffest bei Günthers
Fahrradzählung zum Hoffest bei Günthers

Die Bernd-s-dorfkapelle spielt auf
Die Bernd-s-dorfkapelle spielt auf

Natürlich ist so ein Ereignis zunächst eine Gelegenheit für die Dorfbewohner, sich bei Speis und Trank mal wieder sehen zu lassen, Freunde und Bekannte zu treffen, Neuigkeiten auszutauschen oder Erinnerungen aufzufrischen.

Aber wenn die Besucherzahl auf 700 Leute geschätzt wird, dann sind vermutlich nicht nur Kind und Kegel aus dem Dorf dabei.

Frau Günther kann auf einen festen Kundenstamm blicken, der inzwischen weit über die Dorfgrenzen hinausreicht. So gesellen sich zu den einheimischen Besucher aus Dresden, Moritzburg, Radebeul, Ottendorf-Okrilla und den dazu gehörigen Ortsteilen.

110 Jahre sind natürlich auch eine Gelegenheit, um zurück zu blicken und da fällt Frau Günther vor allem auf, wie sich das Interesse an der Landwirtschaft und ihren Erzeugnissen im Laufe der letzten Jahre gewandelt hat.

Während in den 90er Jahren die Supermärkte mit ihrer unglaublichen Angebotsvielfalt konkurrenzlos dominierten, wissen inzwischen immer mehr Leute die einheimische Produktion zu schätzen.

Was für ein Irrsinn, Wasser mit der gleichen chemischen Zusammensetzung wie Leitungswasser aus Frankreich oder Amerika zu importieren oder Äpfel aus Chile und Neuseeland, nur damit man eine größere Vielfalt hat. Was für ein Irrsinn, für die Schönheit von Obst und Gemüse die Pflanzen mit Giften zu behandeln. Was für ein Irrsinn, für mehr Fleischmasse Rind und Schwein mit Soja vollzustopfen – noch dazu mit genverändertem Soja.

Landwirte, die sich bewußt entschieden haben, Direktvermarkter zu werden, sind die erste Adresse für alle geworden, die – aus welchen Gründen auch immer – den Produkten der Lebensmittelindustrie den Rücken zu kehren. Die Lebensmittelskandale haben keinen geringen Anteil daran, daß das Bewußtsein der Mitbürger für die Ernährung sich gewandelt hat – ganz aktuell: dieser Tage wurde vom Verbraucherschutzministerium in Berlin eine Datenbank "Lebensmittelwarnungen" freigeschaltet. Die Präventionsmaßnahmen, mit denen die Krankenkassen versuchen, die Kosten zu reduzieren, haben auch ihre Effekte. Immer mehr Menschen haben dank der Gesundheitschecks die Chance, rechtzeitig schlechte Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Dazu gehören dann eben auch solche Erkenntnisse, daß Fleisch aus der Sojamast geschmacklich vergleichsweise „leeres“ Eiweis ist und der verarbeitende Fleischer dann gehalten ist, mit eigentlich schädlichen Substanzen wie Glutamat oder Crageen, mehr Salz und mehr Gewürze der geschmacklichen Leere entgegenzuwirken – zum Schaden für die Gesundheit des Verbrauchers.

Frau Günther gab eine Erzählung der Familie Kunze weiter, die – Vater und Sohn – je eine Ente gebraten hatten – eine vom Bauernhof und eine „viel preiswertere“ aus dem Supermarkt. Da sie die seltene Gelegenheit hatten, beide gleichzeitig und auch noch gleich zubereitet probieren zu können, kamen sie zu einem authentischen Ergebnis: aus dem Supermarkt kommt keine Ente mehr.

Was preiswert ist, das ist eben ein sehr relativer Begriff.

„Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“

Diese Sätze sprach der englische Sozialreformer John Ruskin bereits im 19. Jahrhundert aus – leben tun wir meistens nicht danach. Dabei könnte man bei Lebensmitteln für das Wort Risiko sogar „Gesundheitsrisiko“ sagen und die Frage stellen: Geld oder Leben?

Die Günthers legen die Meßlatte nicht ganz so hoch. Sie freuen sich über das langsam aber stetig wachsende Interesse an der Landwirtschaft und so sind Vorführungen wie das Schafscheren, Sauerkraut hobeln, Schwein am Spieß braten oder Spanferkel im Ofen backen Ereignisse, zu denen sich immer wieder Schaulustige einfinden.

Unter dem Motto „alles vom eigenen Hof“ lief auch die Tombola ab. Eine nicht näher bekannte familie aus Wahnsdorf gewann die Ente, Frau Grafe aus Bärnsdorf das Kaninchen und Herr Röhr aus Volkersdorf ist neuer Besitzer einer Güntherschen Henne.

Beim "Strohballenschätzen" tat sich besonders Familie Stritter aus Bärnsdorf hervor. Vater und Tochter räumten hier die Preise ab – spektakulär, daß die Tochter in einem Fall sogar aufs Kilo genau richtig lag.

Für den trefflichen musikalischen Rahmen sorgten die Bernd-s-dorfkapelle hoch auf des Bauers Wagen, unter der bewährten Leitung von Ronald Börner und Jörg Trentzsch aus Tauscha.


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