Mittwoch, den 01. August 2012 14:24 Alter: 7 Jahr(e)

Radeburg: Mein Auto wurde einfach von der Straße gefegt

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: ANONYM

Nach einem Unfallbericht vom 6. Juli 2012 – weitgehend wörtlich übernommen, anonymisiert. Eine Kraftfahrerin berichtet, wie ihr Auto mitten in einer Gewitterfallböe (Downburst) von unglaublichen Kräften einfach von der Straße gespült wurde.

Landete im Graben, aber zum Glück nicht unter dem nächsten umgestürzten Baum... Im Bild sind die Hagelkörner am Boden noch zu erkennen.
Weiche Landung im Graben, aber zum Glück nicht unter dem nächsten umgestürzten Baum... Im Bild sind die Hagelkörner am Boden noch zu erkennen.

In Höhe Ortsausgangsschild Berbisdorf Richtung Bärnsdorf fing es plötzlich so stark zu regnen, hageln und stürmen an, dass die Sicht auf 10 Meter bis Null zurückging. Mir war klar, dass ich anhalten musste, fuhr aber langsam mit Beleuchtung und Warnblinker weiter, weil ich sekundenschnell überlegen musste, was passiert, wenn ich auf einer Landstraße bei einer Sicht fast Null da stehe. Ich hatte Angst, dass mir einer auffährt. Und Bäume umstürzen.

So rollte ich langsam weiter, an einer Birke am Straßenrand vorbei. Mir war klar, ich muss anhalten. Ich kenne die Straße, fahre fast täglich da lang. Weiter vorne kommen wieder Bäume. Die Gefahr war klar da. Plötzlich ging alles ganz schnell – Sicht weiter schlecht, Hagel trommelte aufs Dach und an die Scheiben. Ich weiß noch, dass ich sehr darauf geachtet habe, dass die Seitenlinie sichtbar bleibt, ich nicht von der Straße abkomme. Mich muss eine Böe erfasst haben und/oder der Wind hat mich auf der nassen, hagelübersäten Straße weggedrückt. Ich stand plötzlich schräg im Straßengraben. Bilder von zertrümmerten Scheiben oder Menschen, die vom Blitz getroffen wurden, jagen da durch den Kopf. Im Auto hinten rechts im Kindersitz befand sich mein knapp vierjähriger Sohn. Ich war auf dem Weg zur Arbeit. Meinen Sohn wollte ich zuvor noch bei meiner Mutti abgeben. Ich hatte für den Nachtdienst keine andere Betreuung für ihn. Wir hatten natürlich beide Angst.

Bedrohlich war weiterhin, dass es stark blitzte, stürmte und hagelte. Außerdem stand der Wagen so schräg, dass er drohte umzukippen. Ich habe mich als „Schwerpunkt“ gegen das Umkippen nicht getraut zu rühren oder aufzustehen. Aussteigen ging auch wegen Gewitter nicht. Ich habe die Hand meines Sohnes gehalten, getröstet und geredet. Dann habe ich ihn doch abgeschnallt. Es konnte ja sein, das Auto kippt. Wir waren fix und fertig. Am Schlimmsten an unserem Zustand war, dass ich weder meine Familie (ca. 1km vom Unfallort) noch den Notruf telefonisch erreichen konnte. Zu Hause war Stromausfall und der Notruf war überlastet. Später hielten dann erste Autos an und wollten helfen, einer wollte die Feuerwehr schicken. Dann hat uns eine andere Familie aus dem Auto geholt. Wir waren klitschnass und durften in deren Auto auf Hilfe warten. Die dann auch später kam. Wir hatten keine Verletzungen durch den Unfall, aber ich stand 3 Stunden in nassen Sachen an der Straße und habe die Bergung des PKW abgewartet. Ich habe gezittert und geweint. Es musste plötzlich so vieles organisiert werden und es ging nicht so recht, weil die normale Kommunikation ausgefallen war. Meine Mutter konnte ich nicht erreichen und mein Arbeitgeber musste für den Nachtdienst Ersatz für mich besorgen.

Mein Sohn wurde von lieben Nachbarn abgeholt, die von meiner misslichen Lage erfahren hatten. Die hatten mir dann auch nahegelegt, in die Notaufnahme zu fahren und brachten mich, nachdem das Auto geborgen war, schließlich auch hin. Ich selbst fühlte mich außerstande. Gegen 23.30 Uhr war ich wieder zu Hause. Das ich großes Glück hatte, dafür hatte ich in der Nacht noch keinen Sinn, obwohl ich es ja ahnte. Erst am nächsten Tag habe ich das Ausmaß des Schadens gesehen, und vor allem die großen Bäume, die es nur 500 Meter von meiner Unfallstelle entfernt umgeworfen hatte. Die unheimliche Kraft, die mein Auto in den Straßengraben kippte, hat vielleicht meinem kleinen Jungen und mir das Leben gerettet.


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