Dienstag, den 05. März 2013 18:46 Alter: 7 Jahr(e)

Was geschah am 10. Februar auf dem Nachhauseweg?

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KR

Als Aschermittwoch alles vorbei zu sein schien, geisterte ein Bericht über einen "sexistisch und rassistisch motivierten Übergriff" durch die Gazetten und über den Äther. Auch seriöse Medien entblödeten sich nicht zu kolportieren was gerade in den politischen Kram passte. Nun war es doch ganz anders.

Nach dem Umzug stellen viele Umzugsgruppen ihre Wagen am Stadtrand ab und gehen noch ins Zelt abfeiern. Andere machen sich auf den Nachhauseweg, so auch eine bekannte Umzugsgruppe aus dem Elbland.

Zur Gruppe hatte sich eine aus der Welt-Metropole des Karnevals, aus Rio stammende Brasilianerin gesellt, mitgebracht von einer Freundin. Die Gruppenmitglieder erwiesen sich als tolerant und gastfreundlich. Sie nahmen, ohne groß Fragen zu stellen, die Fremde auf, die sie später wegen Körperverletzung, unterlassener Hilfeleistung und Sachbeschädigung anzeigen sollte. Die Diva in typisch brasilianischer Karnevalstracht konnte sich nach Belieben an mitgeführten Speisen und Getränken laben, obwohl es beim Verein üblich ist, dass jeder dafür einen Obolus entrichtet. Sie war Gast und deshalb für sie alles frei. Auf ihrer Facebookseite freute sich die Brasilianerin, die schon seit einigen Jahren als Sambalehrerin in Dresden lebt, im Voraus auf das Fest, denn es sollte ihr erster deutscher Karnevalsumzug sein. Radeburg konnte sich geehrt fühlen und die dreißig tausend Zuschauer zollten auch ihr, die die gesamte Strecke vor dem Wagen der Gruppe lief, gehörigen Applaus.

Denise Sousa, so ihr Name, schien der Umzug zu gefallen. Sie fotografierte sich und die Gruppe während des gesamten Umzugs und stellte die Bilder ins Internet. Obwohl unkorrekter Weise durch zahlreiche Medien verbreitet wurde, dass der unterstellte Übergriff sich beim Radeburger Karnevalsumzug ereignet hätte, fand das im Folgenden beschriebene auf dem Nachhauseweg statt. Nachdem der Wagen den Kreisverkehr am Sinter durchfahren hatte, forderte die Dame den später des Übergriffs beschuldigten Teilnehmer auf, mit dem Umzugswagen zu wenden und sie zu ihrem Auto zu bringen. Er betätigte daraufhin die Klingel und nach einigen Metern hielt das Fahrzeug an einer geeigneten Stelle. Die brasilianische Dresdnerin stieg aus und verhandelte im Beisein der Freundin, die sie zum Umzug mitgebracht hatte, mit dem Fahrer der Zugmaschine, der aber auf der engen Dresdner Straße nicht wenden konnte und bat sie, das Stück bis zum Bahnhof, der in Sichtweite lag, doch zu laufen. Die 400 Meter sollten für jemand, der mehrere Kilometer Umzug gelaufen ist und zudem, wie sie mehrfach auch auf ihrer Facebookseite erklärt hat, gut trainiert ist, keine Unmöglichkeit sein. Daraufhin begab sich die Tanzlehrerin in den Wagen zurück – was insofern bemerkenswert ist als sie später unterstellte, sie sei ausgestiegen wegen der rassistisch und sexuell motivierten Übergriffe. Wenn solche stattgefunden hätten, dann wäre sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in den Wagen zurück gestiegen. 

Frau Sousa beschreibt das Geschehene so: „Ein mächtiger Geschäftsmann wollte mich gegen meinen Willen bringen, um mit seinem Bruder zu bleiben.“ Auf dem Wagen waren zur unterstellten Tatzeit elf Personen. Neben der Brasilianerin noch weitere drei Frauen, ein Kind und sechs Männer. Mit drei der Männer und einer der anwesenden Frauen sowie Frau Sousas (ehemaliger) Freundin, die sich zum Zeitpunkt außerhalb des Wagens befand, hat die Redaktion gesprochen. Demnach hat es sich wohl so zugetragen, dass die Dame nun verlangt hatte, dass man auf Kosten des Vereins ihr ein Taxi rufe und erklärte auch, das gehöre zu ihrem Honorar.

Einer der Karnevalisten fragte verdutzt zurück, wofür sie ein Honorar wolle und Frau Sousa darauf: „Ich habe getanzt. Dafür bekomme ich Honorar.“ Eine der anwesenden Zeuginnen, die, mit der wir gesprochen haben, bemerkte, dass man dafür einen Vertrag brauche, ein Papier. Die Diva, nun sichtlich in Rage, bestand erneut darauf, dass sie Geld bekomme und dass man ihr ein Taxi zu rufen hätte. Nachdem das die Anwesenden erneut zurückgewiesen hatten und sie mehrfach baten, den Wagen zu verlassen, stieß sie die vor ihr auf dem Tisch zahlreich stehenden Flaschen und Gläser um. Der später Beschuldigte, der übrigens kein Geschäftsmann ist, wie die Brasilianerin behauptet, versuchte, ihr Einhalt zu gebieten und sie aus dem Wagen zu komplimentieren. Daraufhin schlug sie ihm eine blutige Nase. Dem reichte es jetzt, er packte sie von hinten und bat die Umstehenden, ihm zu helfen, sie aus dem Wagen zu transportieren. Zu diesem Vorfall schrieb sie selbst auf ihrer Facebook-Seite: „Ich bin trainiert und kämpfe Capoeira. Ich habe Schmerz, aber mindestens eine Nase von einem Täter habe ich verletzt. Ich habe Anzeige gemacht gegen die Polizei, die Stadt, die Täter und die 'Freundin', die nicht wollten helfen, weil ich Ausländerin bin. Ich bin eine starke Frau und ich mache es alles öffentlich.“

Das hat sie getan. Dies ging daraufhin als der „sexistisch und rassistisch geprägte Übergriff“ um die Welt – selbst in Brasilien wurde die Falschmeldung kolportiert und auf allen Rundfunkkanälen dudelte die Nachricht alle halben Stunden über den Sender. Dabei wollte die Gruppe die mit ihren unbegründeten Forderungen lästig und auch noch handgreiflich gewordene Fremde einfach nur loswerden.

Ihre Darstellung, man habe sie vom Wagen geworfen, erzeugt im Rahmen eines so nie stattgefundenen Übergriff ein völlig falsches, Menschen verachtendes Bild, kann aber nur im übertragenen Sinne gemeint sein, denn schlussendlich haben sie die Männer aus dem Wagen getragen und auf den Boden gesetzt.

Als Ersthelfer vor Ort war die Freiwillige Feuerwehr Bärnsdorf, die zufällig auf dem Nachhauseweg an der Stelle vorbeikam, wo Umherstehende auf die am Boden sitzende Frau aufmerksam machten. Der Gruppenleiter berichtet, dass die Frau den Eindruck machte, als habe sie sich den Fuß verstaucht, behauptete aber, einen gebrochenen Arm zu haben. Er rief deshalb den Rettungsdienst. Er sah auch bei einem der Männer die blutende Nase. Nachdem Frau Sousa behauptete, sie sei vom Wagen gestoßen worden, rief der Gruppenleiter auch noch die Polizei hinzu. Die Frau, die als Zeugin mit auf dem Wagen war, ahnte als erste, dass hier etwas „Krummes“ läuft und riet deshalb dringend, die Polizei hinzuzuziehen. Der Rettungsdienst und ein Notarzt, die beim Umzug Bereitschaft hatten, waren sofort zur Stelle. Nachdem der Arzt feststellte, dass nichts gebrochen war und eigentlich auch keine anderen Verletzungen erkennbar waren, klagte die Frau über Schmerzen an der Schulter. Besagte Zeugin berichtet, dass sie dem Arzt geraten hatte, die Tänzerin aufgrund des auffälligen Verhaltens, die der Gruppenleiter auch als „sichtlich angetrunken“ beschrieb, auf Alkohol und Drogen zu testen. Weitere Zeugen berichteten, dass sie „zumindest einige Gläser Sekt“ getrunken hatte.

Daraufhin sei, so beschreibt es die Zeugin, die Tänzerin plötzlich „putzmunter gewesen“, brauchte plötzlich auch keine Polizei mehr und wollte nur noch zu ihrem Auto gebracht werden. Den Vorschlag, sich ins nächste Krankenhaus bringen und genauer untersuchen zu lassen, lehnte sie ab. Die Einsatzzentrale fragte zurück, ob Polizeikräfte notwendig seien. Auch der diensthabende Bürgerpolizist vergewisserte sich. Der Gruppenleiter konnte, da die mutmaßlich geschädigten Personen offensichtlich versorgt und die Personalien aufgenommen waren, Entwarnung geben.

Auch die Polizei war erleichtert. In Radeburg ging zu dem Zeitpunkt für die Polizeikräfte darum, den Abreiseverkehr unfallfrei vonstatten gehen zu lassen. In einem kleinen Zeitfenster von weniger als einer Stunde musste ein Verkehrsaufkommen aus Radeburg weggeführt werden, das sich sonst auf einen ganzen Tag verteilt. Die Umzugsgruppe setzte ihre Fahrt ohne Frau Sousa fort. Der Arzt brachte sie zu ihrem Auto und alles löste sich in Wohlgefallen auf.

In den Berichten des Rettungsdienstes und der Feuerwehr ist unisono vermerkt, dass weder Schürfwunden noch Beschädigungen an der Kleidung vorlagen und folglich auch kein Notfall vorlag. Frau Sousa unterschrieb dem Notarzt noch eine Haftungsfreistellung und damit war dann auch sein Einsatz beendet. Ob der erdrückenden Faktenlage wurde den vier der Redaktion bekannten Personen geraten, Gegenanzeige zu erstatten. Die Tanzlehrerin muss sich nun mit Anzeigen wegen Körperverletzung, Verleumdung, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung auseinandersetzen. Da ihre Helfershelfer die offensichtlich erfundene Geschichte vor den Sächsischen Landtag brachten, eine Untersuchung und Konsequenzen forderten, darf sich die Diva nun auf zahlreichen interessierten Besuch gefasst machen.

Dann wird sie auch die Frage beantworten müssen, warum sie nicht nach Dresden zurück (15 km) sondern zunächst nach Berbisdorf fuhr, wo sie ihr Auto in einer Nebenstraße abstellte und sich noch einmal auf die Straße setzte und hilfsbereiten Bürgern erzählte, sie sei vergewaltigt worden. Auch hier lehnte sie die Angebote, Polizei und Rettungsdienst zu holen ab, tauchte dann aber viel viel später im 30 km entfernten Kamenz auf, um ihre Anzeige aufzugeben, sich untersuchen zu lassen und ihre Verletzungen und die Beschädigungen ihrer Kleidung zu dokumentieren.

Wie sie zu den Verletzungen und Schäden kam, die sie in Radeburg noch nicht hatte und warum sie erst in Kamenz die Polizei aufsuchte, die sie vorher abgelehnt hatte, wird sie dann wohl ebenso erklären dürfen wie die Gründe, die sie bewegten so eine schmutzige Kampagne in den Medien loszutreten, durch die nun ein völlig unberechtigter Makel auf unserem Karneval lastet, der mit den Ereignissen nichts zu tun hatte.

Nachtrag am 15. April 2014: Aufgrund des oben stehenden Artikels erstattete Frau Sosa Anzeige gegen den Radeburger Anzeiger wegen übler Nachrede. Am 09. April stellte die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren "gem. § 170 Abs. 2 StPO" ein - das heisst "Einstellung mangels hinreichenden Tatverdachts". 


Kommentieren auf Gefällt mir!