Dienstag, den 23. April 2013 13:47 Alter: 7 Jahr(e)

Wahlen in Radeburg: Klares Votum ermöglicht guten Start

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KLAUS KROEMKE

Um kurz vor 19 Uhr war es soweit. Wahlhelferin Ute Süß brachte das Ergebnis des letzten Wohllokals. Das war allerdings nur noch Ergebniskosmetik. Denn der Sieg von Michaela Ritter war bereits nach den ersten 6 Wahllokalen deutlich und uneinholbar für Mitbewerberin Birgit Kretschmer. Mit 71,24 % der abgegebenen Stimmen konnte Michaela Ritter ihren Vorsprung vom ersten Wahlgang sogar noch deutlich ausbauen. Das sogar in absoluten Zahlen. Obwohl noch mal rund dreihundert Radeburger weniger zur Wahl gingen als beim ersten Wahlgang stimmten noch einmal fast 600 Bürger mehr für Frau Ritter als beim ersten Wahlgang. Die rund 300 Abwanderer ins Nichtwählerlager gingen ausschließlich zulasten von Frau Kretschmer.

Michaela Ritter zieht voraussichtlich noch im Mai ins Rathaus ein.
Michaela Ritter zieht voraussichtlich noch im Mai ins Rathaus ein.

Am Vorwahlsonntag hatten sich die beiden verbliebenen Bewerberinnen um das Bürgermeisteramt, Michaela Ritter und Birgit Kretschmer, im Kulturbahnhof gemeinsam der Öffentlichkeit gestellt, um den Wählern die Möglichkeit zu geben, sich im direkten Vergleich ein Bild zu machen. Von "Duell" mochte man im konkreten Fall nicht so recht sprechen, denn Frank Mietzsch als harmoniebedürftiger Veranstalter sorgte für ein Ambiente, dass bei der erwünschten Streitkultur die Betonung auf Kultur liegen ließ. Die Kandidatinnen taten zu den Harmonien ihr Übriges. Wir sahen zwei Frauen auf Augenhöhe - nicht nur aufgrund der Sitzordnung. Zwei, die sich durch gegenseitigen Respekt auszeichneten zwei mit interessanten Biographien, zwei, die zur Wendezeit "Jungerwachsene" waren, sich in einer unvertrauten Welt orientieren mussten und ihren Weg fanden. Frank Mietzsch fasste am Schluss der Veranstaltung zusammen, wovon sich sicher die meisten Zuhörer im fast vollbesetzten "Kulturbahnhof" überzeugen konnten: beide würden als Bürgermeisterin einen guten Job machen. Aber am Ende kann es nur eine(n) geben. Unser Leser Frank Gläser schrieb uns: "Vom Inhaltlichen konnten beide nicht weit auseinanderliegen. Zu eng sind die Spielräume, die Radeburg hat, zu offensichtlich, was in den letzten Jahren liegengeblieben ist: Vor allem die Wertschätzung bürgerschaftlichen Engagements in den Vereinen, Jugendclubs und Feuerwehren. Hier liegt die Basis für eine bürgernahe Politik, die Verwaltung und Stadtrat mitunter vermissen ließen."

Frank Gläser, und vielleicht nicht nur er, machten beim direkten Vergleich dennoch zwei unterschiedliche Grundtypen aus. Frau Kretschmer, in weißer Bluse und schwarzer Hose Seriosität und Sachlichkeit ausstrahlend, ließ durch die Schilderung ihrer bisherigen Arbeit und ihrer Erfahrungen erkennen, dass für sie "menschliche Anteilnahme und offene Ehrlichkeit" wie Frank Gläser schreibt, für sie von großer Bedeutung sind. Sie ließ erkennen, dass sie vor allem eine Teamplayerin ist, die "die Krisen, Widerstände und menschliche Schicksale als Herausforderung für sich und ihr Tun versteht." Andererseits Frau Ritter, in feurige Farben gekleidet und ebenso energiegeladen in ihrem Auftreten, definierte sich als erfolgreiche Einzelkämpferin und belegte diese Fähigkeiten vor allem mit ihrer Tätigkeit als Regionalmanagerin, die so, wie sie das Projekt "Dresdner Heidebogen" mit wahrnehmbarem Erfolg vorangebracht hat, auch das Projekt Radeburg erfolgreich voranbringen dürfte.

Was brauchen wir eher? "Projektemacher haben wir schon genug," kritisiert Frank Gläser und schlug sich auf die Seite der menschenfreundlichen Frau Kretschmer. Andererseits steckt in der Fähigkeit, Projekte nicht nur zu schmieden, sondern klar zu strukturieren, zum Laufen und schließlich zum Erfolg zu bringen auch ein bewährtes Rezept, messbaren Erfolg zu organisieren.

Am 21. April hatte Radeburg abzuwägen, was es dringender braucht. Radeburg gab dazu ein klares Votum ab – zumindest der größere Teil derjenigen, die sich zur Wahl aufgerafft hatten. Frau Kretschmer gehörte zu den ersten Gratulanten: „Ich gratuliere ihr herzlich zur Wahl und wünsche ihr für die nächsten Jahre von ganzem Herzen viel Glück und Kraft für das sehr anspruchsvolle Amt.“ Sie machte sich unterdessen auch auf die Ursachensuche für die am Ende doch deutliche Niederlage: „Von den Parteien und Stadträten wünsche ich mir eine intensive Aufarbeitung,“ erklärte sie auf ihrer Homepage. Das meiste dazu war aber wohl schon gesagt. Man sollte den Stadträten auch die gut gemeinten aber letztlich nicht glücklichen Absichten nicht allzu sehr vorwerfen. Man muss einrechnen, dass bei der Kandidatenkür im Stadtrat die Kandidatur einer „echten“ Radeburgerin noch gar nicht bekannt war. Vielleicht wäre man da auch schon zu anderen Entscheidungen gekommen. Michaela Ritter selber aber wollte es letztlich so, dass sie über Unterstützungsunterschriften und als wirklich unabhängige Kandidatin ins Rennen geht und hatte für sich entschieden, dass sie das Amt auch nur antreten will, wenn sie sich auf diesem schwierigeren Weg erfolgreich durchsetzt. Der in den letzten Wochen viel beschworene Heimbonus mag eine Rolle gespielt haben. Er ist aber nur dann auch wirklich ein Vorteil, wenn man einen guten Ruf im Ort genießt. Den scheint sie gehabt zu haben.„Mir ist bewusst, dass die in mich gesetzten Erwartungen sehr groß sind,“ teilte Michaela Ritter mit. „Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben und auf neue Herausforderungen, die ich gemeinsam mit dem Stadtrat, der Stadtverwaltung und den Bürgern anpacken werde, um unsere Stadt mit ihren Ortsteilen weiter zu entwickeln.“ Das klare Votum zu ihren Gunsten sollte ihr zusätzlich Auftrieb geben. Von Bedeutung dürfte sein, wie schnell sie jetzt mit den Stadträten, den Ausschüssen und der Verwaltung zu einer konstruktiven Zusammenarbeit findet. Bereits im Mai könnte sie ihr neues Amt antreten.


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