Montag, den 03. Juni 2013 12:11 Alter: 7 Jahr(e)

Radeburg: Hochwasser knapp unter dem Level von 2010

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KR

Erinnern Sie sich noch? Nicht 2002, sondern 2010 war an Röder DAS "Jahrhunderthochwasser". Diesmal erreichte der Pegel in Großdittmannsdorf "nur" 2,71 m. 2010 war die Höchstmarke 2,89 m. Das vorhergehende Jahrhunderthochwasser soll 1954 gewesen sein. Die Promnitztaler haben erneut ein fragwürdiges Glück gehabt: sie bekamen "nur ein Jahrzehnthochwasser" ab. Die Katastrophenschutzkräfte arbeiteten vorbildlich. Der vorläufige Schadensbericht weist 88 000 Euro aus.

Blick ins Lagezentrum der Radeburger Feuerwehr in Bärnsdorf
Blick ins Lagezentrum der Radeburger Feuerwehr in Bärnsdorf

Der Polder in Volkersdorf hat noch Reserven und wird halten.
Der Polder in Volkersdorf hat noch Reserven und wird halten.

Kein leichter Einstieg für die junge Bürgermeisterin Michaela Ritter: 14 Tage im Amt und schon die erste Bewährungsprobe: Katastrophenalarm. 

Der Pegel in Großdittmannsdorf stand am 3. Juni um 7 Uhr noch 10 cm unter der kritischen Marke von 260 cm – dann schwieg das Messgerät, um sich um 16:30 Uhr mit Alarmstufe rot und einem neuen Höchststand von 266 cm zurückzumelden. Um 21 Uhr wurden 271 cm gemessen - der höchste Stand seit dem Septemberhochwasser 2010 - DEM Jahrhunderthochwasser an der Röder.

Die Einsatzleitung der Stadtfeuerwehr war bereits in den Nachmittagsstunden des Sonntag, also am 2. Juni,  in Bärnsdorf einsatzbereit und koordinierte die Ortswehren. 

Die Radeburger Ortsfeuerwehr stapelte am Vormittag Sandsäcke an der gefährdeten Röderstraße und sicherte weitere gefährdete Bereiche entlang der Promnitz, wo das Hochwasser bereits aus der Kanalisation drückte.

Im Promnitztal war das nun schon oft gesehene Landunter erneut eingetreten, obwohl der Polder an der Kurklinik Volkersdorf seinen Dienst hervorragend verrichtet hat. Hier wären bei einem weiter ausgefeilten Hochwassermanagement sogar noch Reserven. Leider schützt der Polder an der Bartlake aber nur vor dem von Wilschdorf abfließenden Wasser. In Volkersdorf sorgt das für etwa ein Drittel bis ein fünftel weniger Zufluss. Für ein Jahrhunderthochwasser (HQ100) sei das für die Anlieger unterhalb des Mühlteiches aber kein ausreichender Schutz, stellte das Umweltamt Dresden im "Plan Hochwasservorsorge Dresden" (Stand 22.06.20) fest. Es ist nicht einmal ein Schutz vor einem HQ10, wie leider einmal mehr zu erleben war.

Das Wasser vom Flughafengelände und von Ränitz fließt weiter über den Ilschengraben und drei weitere Zuflüsse in die Promnitz. Ebenso das Wasser aus Boxdorf und dem gesamten Friedewald östlich der S 179, das über den Waldteichgraben und den Seefriedengraben die Promnitz unterhalb von Volkersdorf bzw. oberhalb von Bärnsdorf erreicht. Dort kommt es regelmäßig, schon bei geringeren Ereignissen, zur Überflutung der S 96. So musste am 3. Juni 9:30 Uhr bis zum späten Nachmittag die S 96 zwischen der Moritzburger Straße in Volkersdorf und der Bärnsdorfer Straße in Berbisdorf zur Sackgasse erklärt werden. Zur Überflutung kommt es regelmäßig an der Einmündung des Seefriedengrabens, für die die Stadt bereits seit Jahren mit den Einwohnern um die Gestattung einer Verrohrung kämpft.

Landunter mit den gleichen Pegelständen wie schon 2010 war in Berbisdorf zu verzeichnen. Außer den schon genannten Gewässern fließt hier nun noch Wasser aus dem nördlichen Friedewald, ungefähr begrenzt durch S 80 und S 81 zur Promnitz. Bei einem solchen Ereignis, dass eben KEIN Jahrhunderthochwasser, sondern nur ein Jahrzehnthochwasser ist, kommt die Promnitz mit ihrem derzeitigen Flußbett nicht mehr aus. Dies wurde schon bei den letzten beiden Hochwässern im August und im Oktober 2010 festgestellt.

Eine bauliche Fehlleistung sorgt dafür, dass regelmäßig das Erdgeschoss der Familie Stölzel als erstes unter Wasser geht. Ein aus einem simplen Betonblock bestehendes Brückenbauwerk wirkt bei Hochwasser als Staumauer und leitet das überschüssige Wasser direkt in das Grundstück der Stölzels. Stadtrat Andreas Hübler verwies in der jüngsten Stadtratssitzung auf das Hochwasserkonzept der Stadt, Anlage 11, wo diese Brücke bereits als Aufgabe genannt - nur eben noch nicht realisiert wurde.
Da hilft es auch wenig, dass Herr Bernert weiter oben, am Zufluss des Jähnertbaches sich um die Freihaltung der Sperrschieber an den hier verschränkten Gräben und Bächen kümmert: zu viel ist zu viel.

Aber manchmal ist auch wenig schon zu viel. Einige betroffene Berbisdorfer sind verärgert darüber, dass, nicht zum ersten Mal, vor einem Hochwasser am Dorfteich in Bärnsdorf der Sperrschieber "undosiert" gezogen wird, was den Dammweg in Berbisdorf schon mal "vorab" unter Wasser setzt. Da dürfte im Nachgang noch einiges auszuwerten sein.

In der Stadtratssitzung am 13. Juni wurde der Schaden an Gebäuden im gesamten Gemeindegebiet Radeburgs mit 88 000 Euro angegeben, 29 000 Euro Schaden gibt es an sonstiger Infrastruktur wie Straßen, Brücken, Stauanlagen usw.  Durch die Stadtverwaltung wurden insgesamt 23 Sofortmaßnahmen zur Schadensbeseitigung eingeleitet. 


Links:

Blick ins Lagezentrum der Radeburger Feuerwehr in Bärnsdorf

Der Polder in Volkersdorf hat noch Reserven und wird halten.

Landunter in Bärnsdorf - Überflutung durch den Seefriedengraben.


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