Schnelles Internet: Ländlicher Raum bleibt abgehängt
Kategorie: Dresdener HeidebogenVor Ort, bei den Kommunen, gehört Breitbandausbau nicht zu den Pflichtaufgaben. So bleibt die Versorgungslücke, weil niemand sich zuständig fühlt. Das Problem besteht allerdings deutschlandweit, ist ein Problem der Politik, die die Gesetze macht. Da die Telekom sich als börsennotiertes Unternehmen behaupten muss, lässt sie sich nicht zwingen, unwirtschaftliche Vesorgungslücken zu schließen, verweigert sich aber auch dort, wo Synergien möglich wären.
Foto: Wikimedia Commons, Websurfer83 Breitbandausbau im ländlichen Raum - eher selten zu sehen. |
Schaut man die gängige Werbung im Fernsehen reibt man sich verwundert die Augen: anscheinend ist die ganze Welt online und total vernetzt. Da werden von der Karibik für die Heimkunft schon mal per Smartphone die Heizkörper hochgedreht. Da kann man in Mediatheken verpasste Filme angucken, auf dem Handy Fußballspiele „streamen“. Entertainment total! Die Möglichkeiten der digitalen Welt sind schier endlos. Da müsste man doch dabei sein.
Telekom, Vodafone, Kabeldeutschland und viele andere schicken Hochglanzprospekte in alle Haushalte und versprechen „Schnelles Internet jetzt auch bei Ihnen zu Haus!“
Doch der Selbsterfahrungsversuch zeigt: Fehlanzeige. „Bei ihnen nicht,“ bekommen derzeit viele Bewohner des ländlichen Raumes zu hören. Es ist wie immer. „Breitbandinitiative“ folgt auf „Breitbandinitiative“. Doch fast immer geht diese an den Abgehängten vorüber. Die aktuellen politischen Forderungen (u. a. die Breitbandstrategie des Bundes) nach einem flächendeckenden Hochgeschwindigkeitsinternet mit einer Bandbreite von mindestens 50 Mbit/s bleiben für weite Teile der Bevölkerung in unserer Region eine Illusion. LTE sollte der Heilsbringer sein. Um sich nicht mit Begriffen herumzuschlagen, die dem Laien unverständlich sind – untenstehende Tabelle. Als Beispiel, was Hochgeschwindigkeit im Internet heißt, haben wir hinten die Downloadzeit einer CD angegeben.
Aktuell surfen die meisten DSL 1000. Brauchen also für das Herunterladen einer CD 1,5 Stunden. Selbst diese Geschwindigkeit wird nicht überall wirklich erreicht, sondern nur versprochen. Die Technologie, die derzeit in der Werbung angepriesen und von der Politik versprochen wird, soll die gleiche Datenmenge, also eine CD in 2 Minuten herunterladen können! „Bis 2014 sollen nach Vorstellung der Bundesregierung 75 Prozent der Bevölkerung mit 50 Mbit/s versorgt sein,“ heißt es auf der Webseite des Freistaates.[1] Es ist derzeit nichts zu lesen, ob diesem Anspruch gerecht wurde. Natürlich kann es sein, dass man zu den verbleibenden 25% gehört. Doch erfahrungsgemäß trifft es immer die selben, die abgekoppelt bleiben: an den Ortsrändern, in abgelegenen Orten, dort, wo Infrastruktur zu schaffen für wenige nicht wirtschaftlich ist.
Dass der Markt das Problem lösen werde, davon war man im Landkreis Meißen 2008 noch fest überzeugt. Der Markt, der nach Profit strebt, lässt die „Unwirtschaftlichen“ gern zurück. Vor Ort, bei den Kommunen, gehört Breitbandausbau nicht zu den Pflichtaufgaben. So bleibt die Versorgungslücke, weil niemand sich zuständig fühlt. Das Problem besteht allerdings deutschlandweit, ist ein Problem der Politik, die die Gesetze macht. Da die Telekom sich als börsennotiertes Unternehmen behaupten muss, lässt sie sich nicht zwingen, unwirtschaftliche Vesorgungslücken zu schließen, verweigert sich aber auch dort, wo Synergien möglich wären. Gerade in den letzten beiden Jahren wurden Gastrassen durch unsere Region neu verlegt. Das gleichzeitige Verlegen von Glasfaserleitungen oder die Nutzung der großen freien Kapazitäten der durch die Gasleitungsbetreiber ohnehin verlegten Glasfaser wären eine große Chance gewesen, die and er Verweigerung der Telekom, in fremde Infrastruktur zu gehen, gescheitert ist - und weiter scheitern wird.
Deutschland ist es wichtig, in der Welt etwas zu sagen zu haben. In vielen Bereichen sieht man die Verantwortung als große Nation. Doch beim Thema Internetgeschwindigkeit steht Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin nicht gut da. Laut dem neuen „The State of the Internet Report“ von Akamai liegt die Bundesrepublik im Ranking der Länder mit dem schnellsten Internetzugang auf Platz 28 [3] (durchschnittlich 8,9 Mbit/s). Beim Glasfaserausbau ist Deutschland abgeschlagen Schlusslicht in Europa und erreicht lediglich eine mickrige Quote von einem Prozent. [4] Hohe Preise und der Rückschritt, dass man keine echte Flatrate mehr bekommt, bremsen das Nutzerinteresse aus. Nur 5,5% nutzen einen schnellen Breitbandtarif. Platz 16 in Europa [5]
Generation | Technik | Bandbreite | Downloadzeit einer CD |
---|---|---|---|
1G | AMPS | (C-Netz, analog, veraltet) |
|
2G | GSM | 9,6 kBit/s | 7 Tage |
2.5G | HSCSD | 57,6 kBit/s | 1 Tag, 4 Stunden |
GPRS | 115 kBit/s | 14 Stunden | |
2.75G | EDGE | 236 kBit/s | 7 Stunden |
3G | UMTS | 384 kBit/s | 4 Stunden, 14 min |
| DSL 1000 | 1024 kBit/s | 1 Stunde, 35 min |
| DSL 16000 | 1,6 Mbit/s | 1 Stunde |
3.5G | HSPA | 14,4 MBit/s | 6 Minuten |
| DSL 50000 | 50 Mbit/s | 2 Minuten |
3.9G | LTE | 150 MBit/s | 39 Sekunden |
4G | LTE Advanced | 1 GBit/s | 6 Sekunden |
Quellen:
- [1] Lebensqualität durch schnelles Internet
- [3] Deutsches Web: Zu langsam für die Weltspitze
- [4] Deutschland tritt auf der Stelle
- [5] Gerade 5,5% der Deutschen
weiterführende Links:
- Breitbandinitiative Sachsen
- Breitbandatlas - ortsgenau für Sachsen (Ist-Zustand und Verfahrensfortschritt ablesbar)