Freitag, den 13. Mai 2011 13:56 Alter: 9 Jahr(e)

Promitztal: Gefährdung durch Schwerlaster auf zu kleinen Staatsstraßen

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: K.KROEMKE

Die Bürger im Radeburger Promnitztal fühlen sich zunehmend gefährdet und genervt von 40-Tonnern, die, überwiegend mit Fahrziel Dresden, vom Bieberacher Wetterberg kommend die Radeburger Umgehungsstraße an der Ampelkreuzung Dresdner Straße rechts abbiegend verlassen und von da durchs Promitztal in Richtung Wilschdorf donnern – auf Straßen, die Stand der Technik von 1900 sind, seit dem Einbau nur geflickt wurden und für diese Belastungen nicht ausgelegt sind – doch das SMWA will nicht handeln.

Die Ortsdurchfahren von Bärnsdorf und Volkersdorf sind so schlecht, daß man die Straßen eigentlich als Film-Locations für Filme über die DDR anbieten könnte. Im konkreten Fall sind die Straßen sogar noch schlechter als in der DDR, denn es ist ja seit der Wende nichts geschehen außer Flickschusterei. Sie ist also noch mindestens 21 Jahre schlechter.

Da an den Fahrbahnen Gehwege fehlen, wird für Fußgänger, Kinderwagenlenker, Hundeführer und Radfahrer die unheimliche Begegnung mit der 3. Art - den 40-Tonnern mit 50 km/h und teilweise mit Anhänger - zum täglichen Albtraum.

Auf ein Schreiben des Radeburger Bürgermeisters Dieter Jesse antwortete Staatssekretär Roland Werner vom zuständigen Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA): „Den Wunsch der Anwohner, für die Zwischenzeit ein Durchfahrtsverbot für Lkw festzusetzen, kann ich gut nachvollziehen. Deshalb habe ich auch diese Möglichkeit zur Entlastung Ihrer Bürgerinnen und Bürger prüfen lassen. Voraussetzung für die Beschränkung des Lkw-Verkehrs ist eine erhebliche Abweichung vom Normalfall. Nur dort, wo dies aufgrund der besonderen Umstände zwingend geboten ist, darf der Verkehr beschränkt werden. ... Eine außergewöhnliche Zunahme des Lkw-Verkehrs konnte durch die zuständigen Behörden nicht festgestellt werden."

Man fragt sich allerdings, was denn besondere Umstände wären,

  • wenn nicht die Tatsache, dass an der Straße, die heute S96 heißt, seit mindestens zwanzig, wenn nicht gar vierzig, sechzig oder mehr Jahren nichts Wesentliches gemacht wurde;

  • wenn nicht die Tatsache, dass es 40-Tonner, als die Straßen vor über hundert Jahren erstmals für den Pflasterausbau dimensioniert wurden, noch gar nicht gab;

  • wenn nicht die Tatsache, dass der anstehende Ausbau der A13 zwischen dem Kreuz Dresden-Nord und der Anschlußstelle Radeburg zu Staus auf der Autobahn und massivem Ausweichverkehr über die S96 führen wird;

  • wenn nicht die Tatsache, dass der nach wie vor fehlende vernünftige Anbindung der Radeburger Umgehungsstraße an die A 13;

  • wenn nicht die Tatsache, daß das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der S96 für die Ortsdurchfahrt Volkersdorf schon 15 Jahre gedauert hat und die Realisierung allerfrühestens wohl 2013 starten wird und das Planfeststellungsverfahren in Bärnsdorf erst noch bevor steht, so daß der Zustand noch sehr lange so unwürdig bleiben wird?

Die Straße entspricht nicht nur in den Ortschaften nicht dem Stand der Technik, sondern auch über Land. Gerade zwischen Berbisdorf und Bärnsdorf kommt es immer wieder zu Unfällen, bei denen zu vermuten ist, daß sie in Zusammenhang mit der zu starken Wölbung der Fahrbahn stehen. In Richtung Berbisdorf fahren, rutschte kurz vor dem Ortseingang ein Schulbus bei Glatteis einfach von der Fahrbahn. Die Frage an das Verkehrsministerium ist, ob im Sinne von „besondere Umstände" erst Menschen, insbesondere Kinder, zu Schaden kommen müssen.

Vor allem die Belastung der Straße durch Schwerlaster ist „die Abweichung vom Normalfall", die insbesondere ab Ortsausgang Bärnsdorf zum Tragen kommt, weil bei der vielleicht 100 Jahre zurückliegenden Dimensionierung der Straße mit Fahrzeugen solcher Größe gar nicht gerechnet wurde. Die mit zwar vorschriftsmäßig 70 km/h fahrenden Fahrzeuge zerstören beim Ausweichen auf den Fahrbahnrand immer weiter die Bänke und Böschungen, die in die Straßengräben rutschen, so daß letztere in der Folge ihrer Entwässerungsfunktion nicht mehr gerecht werden können, was die Straßen noch weiter zerstört. Der miserable Zustand setzt sich durchgehend fort bis Wilschdorf.

Was der Staatssekretär und das Straßenbauamt Dresden-Meißen anscheinend nicht wissen - auch wenn es inzwischen in allen Zeitungen stand - ist, daß das Autobahnamt an der A 13 eine große Baumaßnahme vor hat, die direkte Auswirkungen auf die S96 haben wird - vor allem während der Bauphase. Das wird auch dann so sein, wenn die Umleitung anders ausgeschildert wird. Die inzwischen in jedem zweiten Auto vorhandenen Navigationssysteme mit TMC werden dafür sorgen.

Kernproblem: A13-Anbindung der Umgehungsstraße ist eine Zumutung

Kernproblem ist allerdings, daß die Schwerlaster einfach die völlig unpraktische Anbindung der Umgehungsstraße an die A13. Die Vorschläge, die das Autobahnamt bisher gebracht hat, waren, sagen wir mal: nicht so toll. Da gab es einen Entwurf, der die Anbindung von der jetzigen Ampelkreuzung diagonal durch das Gewerbegebiet vorsah und ein „Umklappen" des Autobahnanschlusses Richtung Gewerbegebiet. Die einfache Lösung, im Zuge der Erweiterung des Gewerbegebietes für Dachser und des Baus der Autobahntoilettenanlage auch eine asymetrische Auffahrt Richtung Dresden zu schaffen, wird „aus Prinzip" - nach dem Motto „das haben wir noch nie so gemacht" - abgelehnt, obwohl es den sinnlosen mehrfachen Linksabbiegerverkehr, den eben gerade die Laster vom Wetterberg zu bewältigen haben, wegnehmen würde. Für die Schwerlaster sollte es ein Angebot sein, von der oben erwähnten Ampel Dresdner Straße die 600 Meter bis zur Autobahn zu fahren, statt Menschenleben gefährdend, lärmend und Straßen ruinierend durch drei Dörfer zu plautzen.

Aufgrund der „fachidiotischen" Scheuklappen bei den einzelnen Ämtern kommt anscheinend eine kostengünstige „ganzheitliche Lösung" niemandem in den Sinn.

Was als allerdings als „kleine Lösung" unbedingt sofort geschehen muß, sind drei Dinge:

  • Tonnagebegrenzung auf 16 Tonnen

  • eine provisorische Schwarzdecke aufbringen und wenigstens einseitig einen Fußweg anlegen

  • das beides spätestens abzuschließen mit dem Baubeginn an der A13

Was Sie als Bürger tun können? Sprechen Sie, schreiben Sie, mailen Sie, faxen Sie an den Staatssekretär, wie Sie die Situation empfinden - besonders falls sich das vor Ihrer Haustüre abspielt - oder schicken Sie diesen Artikel per Post oder geben sie ihn noch besser persönlich ab:

Sächsisches Staatsministerium

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Roland Werner

Staatssekretär

Wilhelm-Buck-Str. 2

01097 Dresden

  • Telefon: 0351 564-8020

  • Telefax: 0351 564-8029

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