Mittwoch, den 22. Februar 2012 10:47 Alter: 8 Jahr(e)

Fasching in Radeburg: "Es war traumhaft!"

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KLAUS KROEMKE

„Mit 55 hat man noch Träume“ lautete das Motto der – ja eben: 55. Saison. Die neue Zielgruppendefinition für 55-jährige ist „Best Ager“. Während Griechen mit 55 in Rente gehen, wie die Umzugsgruppe Markus Nicklich aus Bärnsdorf jedenfalls meint, ist man hierzulande im „besten Alter“. Wenn man den RCC dafür als Referenz nimmt, scheint das zweifellos so zu sein.

Siegreiche Regenbogen: Freundinnen-Kreis um Conny Ottlinger mit dem jahrelangen Abo auf Platz 1.
Siegreiche Regenbogen: Freundinnen-Kreis um Conny Ottlinger mit dem jahrelangen Abo auf Platz 1.

Gruppe Uwe Löschwe wieder mit sensationellem Beitrag - diesmal aus der Tiefsee auf Platz 2 aufgetaucht.
Gruppe Uwe Löschwe wieder mit sensationellem Beitrag - diesmal aus der Tiefsee auf Platz 2 aufgetaucht.

Sie standen am Ende auf dem dritten Siegertreppchen - aber immerhin mit Sahne... (Gruppe 38)
Sie standen am Ende auf dem dritten Siegertreppchen - aber immerhin mit Sahne... (Gruppe 38)

Auf der Röderwelle knapp am Podest vorbeigepaddelt...
Auf der Röderwelle knapp am Podest vorbeigepaddelt...

Auch die Zeltpartys waren eine Sensation. Die Schülertanzgruppe trat mit traumhaft schönen Kostümen und toller Choreographie auf.
Auch die Zeltpartys waren eine Sensation. Die Schülertanzgruppe trat mit traumhaft schönen Kostümen und toller Choreographie auf.

Steppten sich in die Herzen des Publikums: sechs Prinzen vergangener Jahre
Steppten sich in die Herzen des Publikums: sechs Prinzen vergangener Jahre

Mit 55 hat man noch Träume – von Liebe, klar, aber nur selten „vordergründig“ vom 20-Kilo-Gemächt (Gruppe 9 – Freitelsdorf), mit anderer Orientierung (Gruppe 64 – schwules Prinzenpaar und übrigens toll choreographierte Transen-Garde) oder als käufliche Variante (Gruppe 53). Die Mehrheit der Umzugsgruppen träumte in irgend einer Form vom Fliegen und war dabei voll sprühender Phantasie. Sigmund Freud deutete das Fliegen zwar auch als erotische Wunschvorstellung und schon im Altertum wurde es als Liebesrausch interpretiert, aber in der modernen Psychoanalye gilt es allgemeiner für Ungehemmtheit und die Befreiung von möglicherweise selbst geschaffenen Einschränkungen, was überhaupt deckungsgleich mit dem Phänomen „Faschingstreiben“ ist. Der Traum vom Fliegen ist die optimale Mischung aus Kontrolle und Freiheit – das maximale Glücksgefühl. Schweben auf Wolke 7 (Gruppe 39, Königsbrück), im Sputnik (Gruppe 10 – Weixdorf), als Hubschrau-Bär (Gruppe 14), als Sternschnuppe (Gruppe 28), als RaBull-Team (Gruppe 32) und schließlich im Traumschiff (Gruppe 50).

Zum Träumen ebenfalls abgehoben und auf dem Regenbogen gelandet ist die Gruppe 34, ein Freundinnen-Kreis um Conny Ottlinger, hervorgegangen aus dem Radeburger Handball, mit dem jahrelangen Abo auf Platz 1 in der Jury-Wertung. Im letzten Jahr nicht dabei und in diesem Jahr gleich wieder zurück auf dem obersten Treppchen. Aus Sicht der Jury gab die Idee mit dem Regenbogen das Motto am besten wieder. Dies gab wohl den Ausschlag für den ansonsten sehr knappen Ausgang auf den ersten Plätzen. Über ihre „Dauerrivalen“, die Gruppe 45, Uwe Lösche, wurde scherzhaft geäußert, sie hätten im letzten Jahr nur gewinnen können, weil das Ottlinger-Team nicht dabei war. Das hat sich nun irgendwie bewahrheitet. Viele Zuschauer haben es anders gesehen. „Die Seeigel (gemeint ist die Gruppe Lösche – d. Red) waren allen anderen Gruppen in Größenordnungen voraus,“ sagte ein Radeburger, der „aber keinen Stress will“. „Die spielten in einer anderen Liga,“ begründete auch ein Facebook-Fan sein Voting für Lösches Tiefsee-Fantasie. „Die konsistente Umsetzung der Idee vom Wagen bis zu jeder einzelnen Figur,“ heißt es da weiter, „waren von niemandem sonst auch nur annähernd zu erreichen. Das Thema wurde in einer einzigartigen, nie gesehenen, überraschenden, originellen, phantasiereichen Darstellung einer Welt, wie sie nur in Träumen entstehen kann, sowohl künstlerisch als auch handwerklich perfekt umgesetzt.“

Der Ozean, die See, das Meer sind in der Tat das zweithäufigste Traumbild, das die Traumdeutung mit ähnlichen Wertung wie das Fliegen versieht und entsprechend häufig war es im Umzug präsent. „Was man alles so in den Umzug deuten kann, ist schon erstaunlich,“ lacht Olaf Häßlich.

Ich kann mich da nur beschweren: „Was soll ich auch jedes Jahr schreiben?“ Ich hab mir die Kommentare im Internet angesehen um was hilfreiches zu finden, sogar bei Facebook hab ich nachgesehen. Was steht da: „Geile Mucke!“ - „Mega!“ - „Ihr wart wieder Klasse!“ oder auch mal: „Totaler Schrott!“ - Was soll ich denn schreiben, sagt es mir! Carola Habelt, ihres Zeichens „Frau eines 11er-Ratsmitgliedes“ darauf: Schreib doch: „Es war Traumhaft!“ Danke, Carola, für die Überschrift.

Auf über und unter Wasser waren aber noch mehr Gruppen unterwegs – von den Kanuten auf der Röderwelle – Nr. 31 - ehemalige Gardemädels um Kathleen Hegner – über die lustigen Seefahrer aus Ortrand und Naundorf, mit „Russen-Meier“ an der Spitze (Nr. 54) und den Piratenschatz (Nr. 61) aus Königsbrück bis hin zum Traum von der Weltumsegelung (Nr. 60) mit Reiko Lehmann aus Berbisdorf.

Eine substantielle Wortmeldung sei aber doch noch zitiert „Danke für den prima gelaufenen Umzug,“ schrieb Anne Lehmann auf Facebook. ... Die Stimmung war ja trotz des Wetters echt klasse, ich freue mich schon auf die MDR-Aufzeichnung!! Für alle, die nicht da waren und es interessiert: Wie ich diesmal gesehen habe, waren mal ausnahmsweise keine Feuervögel dabei (über die reg ich mich ja mit meiner Mutter jedes Jahr auf), die waren nämlich mal kreativ und sind als das komplette Gegenteil gegangen, nämlich als Schneeflocken (Gruppe 27 – „Traum in Weiß“). Das Kostüm ist im Großen und Ganzen aber trotzdem das Gleiche. Jedenfalls glaube ich, dass es für uns dieses Jahr relativ schwer wird, einen Platz unter den ersten 10 zu machen, da hätten wir letztes Jahr glaub ich bessere Chancen gehabt. Wir waren übrigens die 26. "Bei uns glüht der Wurm, ein Sommernachtstraum".

Was die MDR-Aufzeichnung angeht, geht wieder ein Riesen-Dankeschön an die Sachsenspiegel-Crew, die sich super reingedacht hat in das sonst für die Akteure eher fremde Terrain „Karneval“. Auch vom Ablauf her: Es haben diesmal fast alle Umzugsgruppen ins Sendeformat gepasst. Ein bisschen schade ist es immer wieder, und zwar schon seit Jahren, dass große Teile des Radeburger Vereins nicht im Bild sind, weil noch anmoderiert wird oder weil gerade Besucher interviewt werden. Gerade die Aktiven von Rabu hätten es mal verdient von ihren in der ganzen Welt verstreuten Freunden, Bekannten und Verwandten gesehen zu werden.

Bei der Publikums-Wertung mitmachen und Freikarten gewinnen!

Nicht die Umzugsgruppe gewinnt, sondern die Besucher unserer Galerie!

Alle Narren, die in unserer großen Foto-Gemeinschaft Bilder vom Karnevals-Umzug der 55. Saison kommentieren, nehmen automatisch an unserer Freikarten-Verlosung teil. Wer bis zum 12.03.12, 12 Uhr teilnimmt hat die Chance auf einen der folgenden Gewinne:

  • 1 x 2 Karten für das Remmidemmi im Zeltauf dem Markt, Sa., 09.2.13
  • 1 x 2 Karten für die Megaparty im Zeltauf dem Markt, Fr., 08.2.13
  • 1 x 2 Karten für eine Rabu-Saalveranstaltung Eurer Wahlin der kommenden Saison.

Geht dazu einfach auf www.rcc-radeburg.de/galerie. Durch das Kommentieren tragt Ihr zu einer fairen Publikums-Wertung der Top-Bilder bei!


Von Nachwuchssorgen keine Spur

In Deutschlands Medienlandschaft machte hauptsächlich die Schlagzeile die Runden „Dem sächsischen Karneval geht der Nachwuchs aus“. Das ist, trotz aller Demographie-Probleme so nicht richtig. Gerade beim Umzug sieht man zum großen Teil junge Leute. Aber man sieht auch gerade beim Umzug, dass überdimensionalen Hofstaaten einzelner Vereine das närrische Volk abhanden gekommen scheint. Niemandem soll da zu nahe getreten werden, aber den Nachwuchs muss man möglichst früh für den Fasching begeistern. Der Rosenmontag und der Faschingsdienstag gehören in Rabu überwiegend den Kindern. Am Montag werden die Kindereinrichtungen besucht und am Dienstag kommen die Kinder in den Hirsch. Aber damit nicht genug. Mit dem Mini-Hofstaat, Kindertollitäten, Kinder-Elferräten, Kinder-Napo, Kinder-Garde und Kindertanzgruppe wird die Saat gelegt. Mit den Schülergarden und der Schülertanzgruppe wird für Kontinuität gesorgt. Ein großes Dankeschön an die Nachwuchstrainer Isabel Dietrich, Elisabeth Dietze, Carina Eilke, Thomas Schneider und allen voran Ines Mehnert, die sich seit Jahren um die Jüngsten bemüht, was keine so einfache aufgabe ist wie früher, als man die Kinder noch im Kindergarten den ganzen Tag beisammen hatte.

Im Verein ist die Spitze jetzt wieder breiter

Die Zeltpartys sind noch nach Tagen in aller Munde, was man sehr schön dank Facebook nachvollziehen kann. „Mit dem Steptanz der Sechs(Sex-?)Prinzen wurde das Megazelt geflasht - die Napo-Garde-Tanzgruppe setzte mit rasantem Tango noch einen drauf - das Bild rundete sich zum Traum von den Goldenen 20ern,“ heißt es in der Facebook-Bildergalerie.

Durch die Riege der Prinzen stellt der Elferrat sicher, dass er sich permanent verjüngt und immer wieder neue Talente hinzukommen. Damit ist der Elferrat nun auch im Showteil wieder auf Augenhöhe mit der Narrenpolizei, die schon in den letzten Jahren mit originellen Nummern für Furore gesorgt haben.

Nun schon Tradition hat der gemeinsame Auftritt von NaPo und Garde, diesmal mit einer Homage an die Zeiten des Tango. Den Geschwistern Lars und Marielle Dickhut gelingt es immer wieder, die Jungs und Mädels zu Höchstleistungen im Tanz zu motivieren. Lange sind die Zeiten vorbei, da die tanzenden Narren eher hölzern und ungelenk rüberkamen. Durch die Travestieverkleidung musste man diesmal schon genau hinschauen, wer Männlein und wer Weiblein ist. Marielles Choreographien sind zudem stets eine Augenweide.

Nach besserer Absprache mit der Saaltechnik werden auch die Nummern des Schwarzen Theaters den Weg von der guten Idee zur genialen Umsetzung finden. Diese Nummern haben absolutes Mega(zelt)potential.

Lange Zeit werden sich nicht nur die Schülerinnen der Tanzgruppe an den Blütentraum-Tanz in den wunderschönen Kostümen, die Manja Zimmermann schneiderte, erinnern.

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