Montag, den 20. Januar 2014 09:22 Alter: 6 Jahr(e)

725-Jahrfeier: Verwirrung ums Jubiläum: Wie alt ist Radeburg wirklich?

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KLAUS KROEMKE

Die Jahreszahl, auf die man sich bei der 725-Jahrfeier beruft, ist 1289. Aber es hängt auch noch eine andere Urkunde im Heimatmuseum, in der Radeburg genannt wurde - und die ist älter, nämlich aus dem Jahr 1248. Auch das Jahr 1288 kommt in Frage. Was stimmt denn nun?

Es gibt sogar eine Urkunde aus dem Jahre 1233. diese nennt einen Timo de Radebrc. Auch Radeberg beruft sich auf diese Urkunde. Der unterscheidende Buchstabe fehlt. Eine vom Meister der Radeburger Schützengilde 1654 erworbene so genannte Königskette enthält das Radeburger Wappen mit der Jahreszahl 1239. Möglich, dass man damals was wusste, was man heute nicht mehr weiß.

Wie alt Radeburg wirklich ist, kann man also heute nicht mehr exakt sagen. Ein Stadtarchiv, das darüber näheren Aufschluss hätte bringen können, ist beim Stadtbrand am 7. März 1612 den Flammen zum Opfer gefallen. Dass es überraschende, zur Gründung Aufschluss gebende Funde geben könnte, zum Beispiel durch Ausgrabungen am Hofwall, etwa zwischen Stadtschloss und Röder, ist eher unwahrscheinlich. Am Hofwall wird eine alte Burganlage vermutet, die möglicherweise Radeburg („Röderburg“) mal den Namen gegeben hat. Die Fläche steht zwar unter Denkmalschutz, aber gefunden wurde da bisher nichts.

Als gesichert kann gelten, dass im Zuge der deutschen bäuerlichen Besiedlung Radeburg im 13. Jahrhundert als Marktflecken gegründet wurde. Daraus erklärt sich, dass alle in Frage kommenden Ersterwähnungs-Quellen aus jenem Jahrhundert stammen. Für damalige Stadtgründungen war die „schachbrettartige Anlage“ typisch. Deshalb sind die Zentren von Städten aus dem 12./13. Jahrhundert, wie Freiberg, Großenhain, Döbeln, Oschatz, Radeberg, Königsbrück, Ortrand, Elsterwerda, Kamenz oder Bischofswerda einander so ähnlich. Diese planmäßige Anlage spricht dafür, dass Radeburg auch schon 1233, 39 oder 48 eine städtische Siedlung war.

Der Vertrag von Rochlitz

Wenn man sich die Urkunde genau anschaut, wird man zunächst entdecken, dass diese am 31.12.1288 unterzeichnet wurde. Warum wurde dann nicht 1988 gefeiert? In der Tat feierten Städte wie zum Beispiel Ortrand, die in der selben Urkunde erwähnt wurden, ihr Jubiläum ein Jahr früher als Radeburg. Doch auch 1289 anzunehmen ist nicht falsch. Der so genannte „Vertrag von Rochlitz“ trat, so ist es auf der Urkunde vermerkt, am 1.1.1289 in Kraft. Der Vertrag wurde nach Streitigkeiten geschlossen, die nach dessen Tod im Februar 1288 um das Erbe Heinrichs des Erlauchten, Markgraf von Meißen und der Lausitz, geführt wurden. Sohn Albrecht II (der Entartetete) wollte das Erbe der Marken antreten, doch dessen Söhne wiederum, also Heinrichs Enkelsöhne, Diezmann und Friedrich der Freidige, vermasselten ihm das. Mit dem Vater standen sie schon lange auf Kriegsfuß, weil dieser deren Mutter für eine andere verlassen und damit praktisch enterbt hatte. Die Lausitz schnappte sich Diezmann und nach einer kriegerischen Auseinandersetzung wurde Albrecht von Friedrich gefangen gesetzt. Durch den Vertrag von Rochlitz, unterzeichnet in der Silvesternacht 1288/89, erhielt Albrecht gegen Abtretung „des Landes zwischen der Mulde und der Pulsnitz“ seine Freiheit zurück. Zu den darin namentlich aufgeführten Orten zählte auch das Oppidum Radeburg.

Aber gut möglich, dass Radeburg in knapp 20 oder 30 Jahren schon sein 800-jähriges feiert. Sachsens Geschichts-Eminenz Karlheinz Blaschke pflegte sinngemäß zu sagen: "Es kommt nicht so auf das genaue Datum an, sondern dass man sich der Geschichte erinnert. Feiern sind dafür immer eine gute Gelegenheit."

 

 

 


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